Donnerstag, 12. August 2010

Goethe übers Reisen

Man erlebt bei heimgekehrten Reisenden häufig viel Schwärmerei und Begeisterung über das Erlebte. Doch kann man auch erfahren, dass die Menschen beim Reisen immer nur die gleichen Menschen sind, die sie auch zu Hause sind. Sie sehen nur die gleichen Dinge, die sie zu Hause wahrnehmen können.

Und führt man Gespräche mit Reisenden, dann kann man auch heute noch gewahr werden, dass sie genau wie zu Hause, nur sich selbst wahrnehmen, ihre eigenen körperlichen Reflexe, ihre Leidenschaften, ihre Sorgen und Nöte:

„Es war mir köstlich, einen recht eingefleischten Versailler in der Fremde zu sehen. Der reist nun auch(ab)! Und ich betrachte mit Erstaunen, wie man reisen kann, ohne etwas außer sich gewahr zu werden, und er ist in seiner Art ein recht gebildeter, wackrer, ordentlicher Mann.“

Goethe, Italienische Reise, Venedig, 12. Okt.