Samstag, 30. April 2011

Die römische Kirche

"Packen wir es, wir sind Römer!"


Diese Worte rief der gerade seliggesprochene Papst Johannes Paul II damals den Römern zu.
In diesen Worten drücken sich tiefe Wahrheiten aus.
In der römischen Kirche lebt gewissermaßen das römische Imperium weiter. Der Papst symbolisiert nach wie vor das Kaisertum. Wie der Imperator herrschte, so herrscht der Kirchenfürst. Und es geht ihm um Herrschaft und Macht. Des Kaisers Wort war Gesetz, der Papst ist "unfehlbar"! Sein Wort ist Dogma! Die politische Herrschaft hat sich in eine geistige verwandelt.
Die Lehrmeinung der Kirche ist bindend für die Angehörigen dieser Kirche.
Zur Zeit folgen dem Papst 1,2 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt.
Man täusche sich nicht, da er seine Macht heute nicht mehr offen mit direkter Waffengewalt ausübt, dass er deshalb weniger gefährlich sei. Er übt geistige Herrschaft aus. Das wiegt schwerer, als eine weltliche Herrschaft. Das Geistige bildet die Grundlage für das Weltliche. Alle Kriege werden  ideenmäßig vorbereitet.

Aber der gute Papst hat doch gerade wieder zu Ostern mit süßen, warmen Worten die Welt aufgefordert, doch etwas friedlicher zu sein, wird mancher nun denken. Die Kirche ist doch ein Hort des Friedens.

In den arabischen Ländern schreien die Menschen gerade nach Freiheit und kämpfen für sie.
Der Papst sagt, die Menschen auf der Welt sind noch nicht reif für die moralische Freiheit. Die Kirche muss für ihre Moralität sorgen, das können sie noch nicht alleine! Dafür muss es Dogmen geben.

Dort die politische Unfreiheit.
Hier die moralische.
Bei den Römern war beides noch eines, mit einander verbunden.
Geistig die Menschen zu beherrschen, hat Dauer. Politische, weltliche Reiche gehen viel schneller unter.

Freitag, 29. April 2011

Die METHODE

"Sie begreifen nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Man wird ihnen vorwerfen, sich gegen die Methode zu wenden."
Mia schüttelte den Kopf und richtet einen Zeigefinger auf Rosentreters Kinn. "Sie reden wie ein Sechzehnjähriger. Die METHODE, das sind wir selbst. Sie, ich alle. Die METHODE ist die Vernunft. Der gesunde Menschenverstand. Ich wende mich nicht gegen die METHODE. ..."
Juli Zeh, Corpus Delicti - S.74f


Methoden, das sind Lehrmeinungen, Religionen, Parteien, Therapierichtungen, Theorien, Corporate Identities, alle festgefügten theoretischen oder praktischen Systeme usw. Alles, was den Menschen formen, bestimmen, erklären oder beeinflussen will. Solche Systeme stellen sich über den individuellen Menschen.

Etwas anderes ist es, wenn der Mensch über der Methode steht. Die Methode muss dem Menschen dienen. Der Mensch, muss dabei die Methode individuell umformen können und dürfen. Er wird daraus dann seine eigene Methode entwickeln. Das Abweichen von der Methode, von der Theorie, von der Wissenschaft wird zur Notwendigkeit, sonst wirkt die Methode, die Partei, die Lehrmeinung  diktatorisch.

Man kann sich in einer Methode schulen lassen. Dann aber wird man sie wie ein Nahrungsmittel verdauen. Verdauung heißt Umwandlung. Man spuckt hinterher nicht das Essen wie ungegessen wieder aus, sondern es wird zur Lebenskraft. So wird man am Kennenlernen einer neuen Methode, seine Persönlichkeit entwickeln. Aber man wird nie die Methode wieder so ausspucken, wie man sie gegessen hat. Das schmeckt den anderen nämlich immer ziemlich sauer; es stinkt ein wenig, wenn man erlebt, dass der Mensch beim Darstellen oder Ausüben einer Theorie, eines Programms, einer Philosophie oder einer Methode als Persönlichkeit hinter die Sache zurücktritt.

Es gibt nur eines, was heute die Welt voranbringt, das ist - wie Juli Zeh schreibt - die Vernunft, der gesunde Menschenverstand. Der Mensch selbst muss die Methode sein. Das eigene, geistesgegenwärtige Ich.

Donnerstag, 28. April 2011

Rudolf Steiner zur Demokratie und zur Unabhängigkeit der Abgeordneten:

"Interessant ist es, wie 1910 einer den schönen Satz geschrieben hat: daß es dem GroßkapiIalismus gelungen ist, aus der Demokratie das wunderbarste, wirksamste, biegsamste Werkzeug zur Ausbeutung der Gesamtheit zu machen. Man bildet sich gewöhnlich ein, die Finanzleute seien Gegner der Demokratie - schreibt der betreffende Mann -; ein Grundirrtum. Vielmehr sind sie deren Leiter und deren bewußte Förderer. Denn diese — die Demokratie nämlich — bildet die spanische Wand, hinter welcher sie ihre Ausbeutungsmethode verbergen, und in ihr finden sie das beste Verteidigungsmittel gegen die etwaige Em­pörung des Volkes.

Da hat einmal einer, der aufgewacht ist, gesehen, wie es nicht dar­auf ankommt, von Demokratie zu deklamieren, sondern wie es darauf ankommt, die Wirklichkeit zu durchschauen, nichts auf alle solche Schlagworte zu geben, sondern zu sehen, was wirklich ist. Heute wäre dies ganz besonders notwendig, denn man würde dann sehen, von wie wenigen Zentren aus die Ereignisse heute eigentlich gelenkt und ge­leitet werden, die so furchtbar, so blutig über die ganze Menschheit hin walten. Darauf wird man nicht kommen, wenn man immer in dem Irrwahn lebt, die Völker bekämpfen sich; wenn man sich immer ein­lullen läßt von der europäischen und amerikanischen Presse über irgend­welche Beziehungen, die in den gegenwärtigen Ereignissen zwischen den Völkern sein sollen. Das alles, was da gesagt wird über Antagonis­mus und Gegensätzlichkeiten der Völker, das ist dazu da, um über die wahren Gründe den Schleier zu breiten. Denn nicht dadurch, daß man von Worten heute zehrt, um diese Ereignisse zu erklären, kommt man zu irgendeinem Resultat, sondern dadurch, daß man auf die konkreten Persönlichkeiten hinzeigt. Das wird nur manchmal unbequem. Und derselbe Mann, der diese Sätze niedergeschrieben hat 1910, der aufge­wacht ist, der hat auch in demselben Buche eine höchst unangenehme Rechnung angestellt. Er hat nämlich eine Liste aufgestellt von fünf­undfünfzig Männern, die in Wirklichkeit Frankreich beherrschen und ausbeuten. Diese Liste gibt es in dem Buche «La Democratie et les Financiers» 1910, von Francis Delaisi, von demselben Mann, der das ja mittlerweile berühmt gewordene Buch «La Guerre qui vient» ge­schrieben hat, das letztere 1912, das Buch «La Democratie et les Finan­ciers» 1910. In diesem Buche finden Sie Sätze von fundamentaler Be­deutung. Da ist einmal ein Mensch aufgewacht gegenüber der Wirk­lichkeit. In diesem Buche «Die Demokratie und die Finanzwelt» liegen Impulse, um vieles von dem zu durchschauen, was heute durchschaut werden sollte, vieles aber auch zu zerhauen von dem, was als Nebel über die Gehirne der Menschen hin zum Fluten gebracht wird. Auch über diese Dinge muß man sich entschließen, die Wirklichkeit ins Auge zu fassen.
Natürlich ist das Buch unberücksichtigt geblieben. Aber in diesem Buche werden gewisse Fragen aufgeworfen, die heute in der ganzen Welt aufgeworfen werden sollten, weil sie manches über die Wirklichkeit lehren würden, die man so begraben will unter all den Deklamationen von Demokratie und Autokratie und was die Schlagworte alle sind. In diesem Buche finden Sie zum Beispiel auch eine sehr schöne Darstellung von der üblen Lage, in der eigentlich ein Parlamentarier ist. Nicht wahr, die Menschen glauben, so ein Parlamentarier stimmt nach seiner Überzeugung ab. Aber würde man alle die Fäden kennen, durch die ein solcher Parlamentarier zusammenhängt mit der Wirklichkeit, dann würde man erst wissen, warum er in einem Fall ja und im andern Fall nein sagt. Denn gewisse Fragen müssen aufgeworfen werden. Delaisi wirft sie auf. Zum Beispiel wirft er die Frage auf, indem er einen Parlamentarier ins Auge faßt: Auf welche Seite soll sich der arme Mann stellen? Das Volk zahlt ihm jährlich dreitausend Francs Diäten, die Aktionäre dreißigtausend Francs! - Die Frage stellen, heißt sie schon beantworten. Also der gute arme Mann bekommt vom Volk seine dreitausend Francs Diäten, von den Aktionären dreißigtausend! Nicht wahr, es ist ein sehr schöner Beweis, zeugt manchmal von großem Scharfsinn, zu sagen: Wie schön ist es doch, daß einmal in einem Parlament ein Sozialist, ein Volksmann wie Millerand einen Platz gefunden hat! Es ist etwas Großartiges, daß solche Errungenschaft möglich geworden ist. Delaisi frägt etwas anderes. Er frägt: Wie steht es mit der Unabhängigkeit eines Menschen wie Millerand, der jährlich dreißigtausend Francs als Vertreter von Versicherungsgesellschaften verdiente?

Da ist einmal einer aufgewacht; der weiß ganz gut, wie die Fäden gehen von den Taten eines solchen Mannes in die verschiedenen Versicherungsgesellschaften hinein. Aber solche Dinge, die heute im Wachzustand über die Wirklichkeit erzählt werden, die werden eben nicht berücksichtigt. Man kann natürlich sehr schön den Menschen von der Demokratie der westlichen Welten deklamieren. Wenn man ihnen aber die Wahrheit sagen wollte, müßte man ihnen sagen: Der so und so heißt, macht es so, und der so und so heißt, macht es so. — Und da rechnet Delaisi fünfundfünfzig Männer heraus, nicht eine Demokratie, sondern fünfundfünfzig bestimmte Männer, von denen er sagt, daß sie Frank­reich beherrschen und ausbeuten. Da ist man auf die realen Tatsachen gekommen, denn auch im gewöhnlichen Leben muss der Sinn erwachen für reale Tatsachen."

Freitag, 22. April 2011

VOLKSABSTIMMUNG

Eine der ersten Volksabstimmungen fand unter Pontius Pilatus statt


Was vor etwa 1978 in Jerusalem sich vor dem Palast des Pilatus abspielte, war unter anderem auch ein politischer Vorgang.
Es drückt sich darin etwas aus, was auch für unsere heutigen Politiker noch gilt: Man kann nicht frei handeln, auch nicht nach der Vernunft, sondern man unterliegt Zwängen, denen man sich kaum entgegenstellen kann.

Pilatus stellte dem Volk die Frage, wen es begnadigen würde. Es entschied sich für die Kreuzigung Christi und die Freilassung eines Mörders. Die Menge ließ sich von Emotionen leiten. Sie handelte gegen alle Vernunft. Sie verhinderte das Gute und förderte das Böse.

Diese Gefahr ist bis heute nicht beseitigt. Medien und Parteien versuchen die Emotionen der Menschen zu erreichen, anzustacheln und auszunutzen. Diese Emotionen haben wenig mit einem vernünftigen Denken oder Handeln zu tun. Diese Emotionen wehen wie ein Wind über eine ganze Nation hinweg, in alle Menschenseelen hinein. Nur einzelne Individuen können sich gegen das Emotionale stellen. Die Menge kann es nicht. Der Mensch braucht eine gewisse Stärke, um sich emotionalen Trends zu widersetzen. Wer ihnen nicht folgt, der wird verurteilt und geächtet.

Das ist der Mangel der Demokratie von heute, dass sie nach Mehrheiten entscheidet. Über Vernunft ist aber nicht mehrheitlich entscheidbar. Vernunft braucht eine besondere Weitsicht, Ausdauer, Überschau. Die hat nie die Masse, sondern die haben immer nur wenige, vorausschauende, nachdenkende Menschen. Später, nach Jahrzehnten, wenn die Wirkungen eintreten, dann werden mehr Menschen das Postitive oder Negative einer Entscheidung beurteilen können.

Erst wenn auf demokratischem Wege es gelingt, wirklich fähige, vernunft-orientierte Menschen in Fürhrungsstellungen zu bringen, dann wird auch das Politische in ein ruhigeres Fahrwasser kommen.

Unsere heutige Demokratievorstellung, auch die Forderung nach mehr Volksabstimmungen, geht davon aus, dass alle Menschen völlig selbstbewusste, selbstkritische, verantwortungsbewusste, geistig unabhhängige, nicht-autoritätsgläubige Individuen sind.  Die Veranlagung dazu ist heute in den westlichen Nationen vorhanden, aber der Lebensführung der Menschen entspricht es noch nicht. Es gibt Mainstreams denen bestimmte Bevölkerungsgruppen immer unkritisch folgen.