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Sonntag, 18. Januar 2009

Ein Lernprozess

Ornamente


1. Ich habe einst Ornamente aus der Steinzeit gefunden. Es fiel mir auf, dass die ganze Fläche mit kongruenten hellen und dunklen Formen bedeckt war. Dies gilt für fast alle Ornamente aus der Steinzeit.


2. In der Folge versuchte ich, selbst etwas Ähnliches zu zeichnen, ohne die vorgefundenen Muster zu kopieren. Doch konnte mir dies nicht gelingen, wenn ich der Forderung nach Komplexität nachkommen wollte.


In der Schule hatte man mir beigebracht, die Menschen hätten vor etwa 5000 bis 8000 Jahren ein primitives Leben geführt, sie seien in halbtierischen Stammesgemeinschaften von Ort zu Ort gewandert und hätten vom Sammeln gelebt. Beim Versuch, ein Ornament wie die ihrigen zu konstruieren, traf mich die Erkenntnis, dass sie doch intelligenter waren als ich, dass wir aber mit unserer Denkweise ihre Intelligenz nicht fassen können. Ich gelangte zur Einsicht, dass es mir an äußerst wichtigem Wissen über den prähistorischen Menschen mangelt und dass das Versäumte offensichtlich selbst mit meinen bewährten Methoden nicht mehr nachzuholen ist.


So habe ich auch verstanden, dass das Ornament aus der Steinzeit nicht nur auf eine hohe Intelligenz hinweist, sondern uns auch dabei helfen kann, das Verhältnis des Menschen zur Welt zu deuten. Dunkel und Hell, Unten, und Oben, Kraft und Gegenkraft wären getrennt voneinander sinnlos. Haben wir aus unserem Alltag eine persönliche gegenseitige Verbindung mit der Welt einfach weggelassen? Sind wir dadurch für diese Zeichen blind geworden? Ist ihr Sinn für uns für immer im Abgrund verschwunden.


a.a.O. Imre Makovecz, Seite 90

Samstag, 10. Januar 2009

"Die Waldlichtung" - Imre Makovecz

Wir nennen es eine Waldlichtung, eine Lichtung im Wald. Warum wachsen gerade an diesem Ort weder Busch noch Baum? Vielleicht weil der Boden anders ist, der Grundwasserspiegel etwas höher steht? Mag sein. Ich allerdings glaube, dass da, wo heute keine Bäume wachsen, vor sehr langer Zeit etwas geschehen ist. Doch ist es schon so lange her, dass sich niemand mehr daran erinnern kann. Außer vielleicht die Bäume. Wenn ich am Rande einer solchen Lichtung stehe, unter den vordersten Bäumen oder auch ein wenig weiter hinten, so scheint es mir, als würden die Bäume auf diesen Fleck herabschauen. Eine Lichtung hat einen anderen Klang als der Wald, sie spricht in ihrer eigenen Sprache. Sie ist wärmer, denn sie wird von der Sonne beschienen. Andere Insekten fliegen und kriechen umher. Die Wärme steigt weit über die Lichtung hinauf, selbst die Stille tönt anders. Dieses hören die Bäume außerhalb der Zeit beziehungsweise in ihrer Zeit, die aus der Beziehung zwischen der wärmenden Sonne und den Mineralien lebt.

Erschütternd ist ihr Trieb, in einer derart fremden Welt zu überleben, sich zu erinnern, etwas zu sehen und zu überliefern. Ihre Welt ging unter, als ihre gewaltigen Urahnen, die hoheitsvollen Weisen der Huronen,, eines rätselhaften Sündenfalles wegen zu Kohle und Öl wurden. Ich wage es nicht, mir eine Vorstellung von der Größe dieser Urbäume zu machen oder von deren Rede oder Taten. Ihre Nachkommen aber stehen einfach da. Sie umgeben einen Ort, dessen Geheimnis sie genauso wenig verstehen wie wir. Jahr für Jahr gleiten ihre von Propellerchen getragenen Samen wie winzige Feen auf die Lichtung herab, doch keiner der zarten Keime fängt zu sprießen an. Die Bäume rühren nicht an das, was einst hier geschah.

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Doch die Zeit der Wandlung wird kommen. Einer von uns wird sich in die Mitte des Kreises stellen und das Lied anstimmen, in das der ganze Wald behutsam und ernst einstimmen wird. Und dann werden sich Grund und Sinn dieses langen Schweigens offenbaren.

Wenn ich nachträglich noch einmal lese, was ich gerade geschrieben habe, bedauere ich es zutiefst, dass ich über diese Dinge nur in derart pathetischer, nichtssagender Sprache schreiben kann. Dabei bemühe ich mich stets darum, aufmerksam und präzise zu sein und nur das niederzuschreiben, was ich tatsächlich gesehen habe oder was sich mir sichtbar gemacht hat.

Immer noch verspüre ich das Verlangen, geheimnisvolle Orte zu schaffen. Mit solchen Orten möchte ich einerseits an Vergangenes erinnern, andererseits Neues provozieren. Ich möchte die Menschen, die Erde und ihre Lebewesen dazu bringen, sich zu offenbaren und das Wissen zu erkennen, welches die unumgängliche Vielfalt der Lebewesen birgt. Ich glaube, dass wir Menschen an sich alle dasselbe denken, auch wenn wir es bis zur Unverständlichkeit zerreden. Auf dieser Welt gibt es Wesen mit auf den Rücken gefalteten Armen, die nicht greifen können,jedoch fliegen. Andere Wesen wiederum werden mächtig und voll von Erdschwere, ihre Glieder sind dick wie Säulen und ihre Finger schwellen unter dem gewaltigen Gewicht an, sodass sie nicht zum Greifen taugen. Doch diese Wesen sind weise, sie verlängern ihre Nasen und greifen damit so, wie kein anderes Lebewesen. Ich glaube, dass die Welt die Ursache all dieser Vielfalt und Fremdheit in sich trägt ‑ und damit auch die Möglichkeit, sie zu verstehen. Ich meine, dass in den Formen der Natur. In der Anordnung der Berge etwas liegt, das uns anzieht wie die Erinnerung an eine uralte Stadt. ...

Wie gut sich doch die Pappel, diese lebendige Säule, zur Markierung besonderer Orte eignet! Stürmisch wächst sie in die Höhe, und allein schon ihre Springbrunnenform kann für die Menschen ein Zeichen sein.

Ich vermute, dass meine mit unbehauenen Baum-Säulen gebauten Häuser die Architektur als solche schließlich sinnlos machen werden. Setzte der Mensch einfach Dächer aus natürlichem Material auf geeignete Baumgruppen, so würde der Baum zum Gehilfen des Menschen wie einst das Pferd. Aus gegenseitigem Vertrauen und und gegenseitiger Achtung entstand in jener Zeit zwischen Pferd und Mensch ein tiefes gemeinsames Wissen ... Der Baum in der Architektur könnte tatsächlich den Weg zu neuen Erkenntnissen weisen, zu einem gemeinsamen Wissen zwischen Baum und Mensch. Die echten, alten Obstgärten mit ihren ... nicht für die Massenproduktion geeigneten Obstsorten sind nämlich im Aussterben begriffen. Doch im Komitat Zala gibt es noch ein paar wahre alte Obstgärten. Lasst es euch nicht entgehen, einmal einen Tag in einem dieser alten Obstgärten zu verbringen! Und besucht dann zum Vergleichen eine Obstplantage in Nyirseg. Ihr werdet merken, dass am einen Ort Gruppen eigenständiger Individuen leben, am anderen dagegen Heerscharen von unselbstständigen Gnomen in Reih und Glied stehen, das im 19. Jahrhundert verelendete Proletariat.
Im Namen der Natur rufe ich euch zu: Seht ihr denn nicht, dass unter dem Deckmantel "sozialistischer Prinzipien" ein Teufelskreis um euch gezeichnet wird, der alles zerstört? Nehmt etwa die Pflanzenschutzmittel! Seht ihr denn nicht die Millionen von sterbenden und wildflüchtenden Insekten? Doch genug damit. Schon höre ich die überheblichen Angriffe gegen das "Prophetentum".

Auf der Suche nach geheimnisvollen lebendigen Orten bin ich im vulkanischen Gebirge oberhalb von Särospatak auf einen kleinen See gestoßen, der nur über einen schmalen Pfad zu erreichen ist. Seerosen blühen dort und senkrechte weiße Felswände spiegeln sich im stehenden Wasser. Ein anderer solcher Ort ist der von grauen Felsen umgebene Hügel, auf dem ich einst eine Schutzhütte errichten wollte. Der große Nussbaum vor dem Keller des Jöska Kiss versank eines Morgens in der Erde, weil ein unterirdischer Gang eingebrochen war. Auch solches muss bedenken, wer für den Sarospataker baut.

Wir sollten uns beim Erkunden darum bemühen, Fuß und Auge von der Umgebung und nicht vom Kopf lenken zu lassen. Wir dürfen uns nicht unseren Fantasiebildern hingeben, sondern müssen wie ein Geigerzähler mit erhöhter Aufmerksamkeit und Sensibilität alle Schwingungen auf nehmen, damit alles, die geologischen und die atmosphärischen Gegebenheiten wie auch der allzu schöne oder künstliche Wuchs der Bäume, gleichzeitig in uns erklingen kann. Wir sollten auch darauf achten, wo früher Bauten standen und wohin alte Pfade führen. Denn alles flüstert uns Geheimnisse zu, will von uns verstanden werden. Lange schon leidet die Welt unter unserem Unverständnis. Alles ist uns Menschen anvertraut, alles ist für uns da. Halb Tier, halb Engel sucht der Mensch nicht umsonst die Orte der Natur. Es gibt sie nämlich tatsächlich! Mit diesen auf besondere Weise harmonischen Orten ermöglicht es uns die Natur, aus der Zeit herauszutreten. Hier können wir die wahre Zukunft erahnen. An solchen Orten kann es uns gelingen, mit der Unterstützung der hilfreichen Aufmerksamkeit der Wache stehenden Bäume zu einer intuitiven Erkenntnis in Bezug auf die Möglichkeiten und Ziele der menschlichen Zivilisation -und damit auch des Architekten ‑zu gelangen.



a.a.O. Seite 138 f - Imre Makovecz, 1984

Sonntag, 4. Januar 2009

Impulse - Imre Makovecz


"Die Anthroposophie, die ich 1959 kennenlernte und die mir das organische Denken vermittelte, bestärkte meine Neugier für die theoretischen Kenntnisse und führte mich wie zu einer Quelle, zum Studium der traditionellen, volkstümlichen Kunst. Ich betrachtete mich nie als Nachfolger der nationalen romantischen Bewegung vom Anfang des Jahrhunderts, aber es faszinierte mich sehr, wie Mitglieder dieser Bewegung von Sprache und Zeichen der Vorfahren aus einer längst vergessenen Zeit, den Zeiten vor der Geschichte erzählten."

Schon am Ende seiner Studienzeit wurde Makovecz durch seinen Freund Tamäs Szabo‑Sipos auf das Werk Rudolf Steiners und seine 'soziale Dreigliederung' aufmerksam. Erst nach seinem Studienabschluss sah er das Goetheanum auf Abbildungen. Das weckte sein Interesse an der Architektur Rudolf Steiners. Durch die Auseinandersetzung mit ihr wurden ihm allmählich Aspekte der ungarischen Volkskunst verständlich: "Sie hat mit dem Leben zu tun und folgt nicht Konzepten. ( ... ) Mein Kontakt mit der Anthroposophie kam nicht auf einmal. Ich habe einige Bücher gelesen und habe mich mit einigen Mitgliedern dieser Bewegung getroffen. Meine Gedanken haben sich durch persönliche Beziehungen gebildet, früher wie heute. 1964, mit 29 Jahren, konnte ich meine erste Reise nach Westeuropa unternehmen, und zwar in die Schweiz, um das Goetheanum zu besuchen. Es war ein phantastischer Schock. Noch nie zuvor hatte ich von einem architektonischen Werk einen solchen Eindruck verspürt. Bei meiner Ankunft in Basel nahm ich die Straßenbahn nach Dornach und fand dort ein Zimmer gegenüber dem Bahnhof. Es war schon dunkel, und ich wusste nicht, wo das Goetheanum war. So verschob ich meinen Besuch trotz meiner Ungeduld auf den anderen Tag. Am nächsten Morgen schaute ich, während ich mich wusch, gemütlich aus dem Fenster. Es war Frühlingsanfang. Auf einem Hügel erblickte ich durch den Nebel einen monströsen Elefanten. Ich kann diese versteinerte Gestalt nicht anders nennen. Ich rannte wie ein Verrückter, um es von nahem zu sehen. Es übertraf alle meine Vorstellungen ‑ eine unvergessliche und unsterbliche Vision. Ich kannte das Goetheanum von Bildern, aber es in der Realität zu sehen, war ganz anders ..." Hier im Goetheanum sah Makovecz die eurythmische Aufführung von Shakespeares Sommernachtstraum. "Von Rudolf Steiner habe ich gelernt, dass man die Ideen und die Sprache in Bewegungen umsetzen kann, dass Gesten eine Bedeutung haben können. Zu jedem Ton gibt es eine präzise Geste", sagt Makovecz zu den von ihm veranstalteten Bewegungsexperimenten.

"Das Wesentliche des Steinerschen Impulses ist, dass man kein Nachahmer Steiners sein darf." Für die orthodoxe Anthroposophie in der Architektur oder für das Nachahmen hat Makovecz kein Verständnis. Einige frühe Bauten weisen leicht abgewinkelte Elemente auf, hier ist anthroposophischer Einfluss zu sehen, ... Schnell verschwanden aber solche äußerlichen Merkmale, die mit den gängigen Vorstellungen der anthroposophischen Architektur assoziiert wurden. Bedeutender ist der zentrale Raum, der erst richtig in der Csäkänyosi Csärda zum Ausdruck kommt. Der kuppelbedeckte Raum und die Verbindung zweier Kuppeln wie im Holzbau des ersten Goetheanums ist eine Herausforderung, die Makovecz im Projekt Institut für Waldorfpädagogik in Witten und im Kulturzentrum Szigetvär annahm. Er versteht die Anthroposophie ähnlich wie Joseph Beuys oder Rudi Dutschke als eine Unterstützung, das "zu tun, was ich ohnehin tun musste ... Ich habe nichts mit der Anthroposophie zu tun, aber mit Rudolf Steiner ..." Nicht seine Person zählt, sondern das, worauf er hinweist, auf "die Welt und den Weltinhalt".

(a.a.O. Seite 18)

Donnerstag, 1. Januar 2009

Tagebuch-Aufzeichnungen von Imre Makovecz Tagebuch

"Der Wert eines Lebens wird nicht durch ein anderes Leben bestätigt. Das Leben ist überhaupt nicht zu bestätigen. Die Größe eines Volkes lässt sich nicht an der Größe eines anderen Volkes messen. Man sollte Völker nicht antasten. Ein Volk kann nicht festgelegt werden, weder als groß noch als klein, als Sieger oder Verlierer, noch als verstümmelt oder überlebensgroß. Ein Volk ist nicht da, um beurteilt zu werden, ein Volk lebt. Auch die lebende Architektur wird nicht durch andere Architektur bestätigt, die lebende Architektur lebt. Was ich mache, ist lebende Architektur. Ich nehme zur Kenntnis, dass meine Häuser zerstückelt, in Brand gesteckt und abgerissen werden, ich baue dennoch neue Häuser. Ich nehme zur Kenntnis, dass man mit gezinkten Karten mit mir spielt, dass ich verleumdet und in einem Atemzuge Söldner fremder Herren und Nationalist genannt werde, dass man mich auszeichnet, aber gleichzeitig erniedrigt, dass man mich ruft und gleich danach wegschickt. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass dieses Land uns und Fremden gleichermaßen gehört. Man hat schon oft versucht zu nehmen, was uns gehört. Man müsste einsehen, dass der Mensch selbst nicht zu nehmen ist, denn erfindet dafür einen letzten Fluchtweg: den Tod. Der Geist des ungarischen Volkes aber ist lebendig und sucht, auch in der Architektur, nach einem gesunden, kräftigen und freien Ausdruck."

(Oktober 1987)

Seite 209


Sonntag, 28. Dezember 2008

Imre Makovecz - Ungarischer Architekt


Auf einer Reise nach Südost-Mitteleuropa war es möglich, einige Bauwerke des ungarischen Architekten Imre Makovecz zu besichtigen. Obwohl man seine beeindruckenden, einmaligen Kunstwerke dort überall sehen kann, so ist er doch relativ unbekannt. Man musste viele Leute fragen, um den Weg zu ihnen zu finden. Ein Student war denn auch regelrecht beschämt, dass er nichts von diesem Architekten von Weltrang wusste.

Aber nicht nur seine Gebäude sind bedeutsam, sondern auch die Gedanken, die hinter ihnen stehen. Man prüfe sie weniger auf ihre Richtigkeit oder Berechtigung hin, sondern folge mehr ihrer lebendigen Bewegung. Wenn man das tut, dann offenbart sich eine Persönlichkeit von hoher Bedeutung, eine Persönlichkeit, die ganz aus dem Wesen ihres Landes herauswächst, dieses aber zugleich wie ein Leuchtturm überragt und so zu einem Wegweiser für das Land und seine Menschen werden kann, wenn sie denn wahrgenommen wird. Damit hat sie nicht nur Bedeutung für den nationalen Umkreis, sondern auch für den Weltenkreis.

Es folgen nun Auszüge aus dem persönlichen Tagebuch dieser Reise und viele Texte aus dem Band:
Skizze der Waldschule - Mogyorohegy bei Visegrad, erbaut 1983-1987



Eigene Notizbucheinträge:

Bevor des Christus Gottessein
in Menschensphären trat herein,
die alten Kräfte schwanden hin
Naturkraft verlor Geist und Sinn.

Wild, grausam konnt ihr Wesen werden,
Urkräfte schwanden hin auf Erden.
Schamanen-Zauberkraft verschwinde-
Oh Menschenherz, den Christus finde.

Lausche auf der Landschaft Wort
Anders spricht ein jeder Ort
Leise flüsternd spricht er aus,
wie der Mensch erbau sein Haus.

Haus und Landschaft eng verbunden
Neue Einheit ward gefunden.
Nicht Gedankenkraft allein
lass der Wohnung Schöpfer sein.


Erfasse Erdenstoffe plastisch -
Baukunst entsteht - fantastisch

Literatur:
"Bewegte Form - Der Architekt
Imre Makovecz" von Anthony Tischhauser - erschienen im Jahr 2001 im Verlag Urachhaus.

Alle Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch.

„Architektur ist ihrem Ursprung nach nicht nur Architektur: Architektur ist ein Ereignis. ... Der Zugang zum Wesen eines Baues, oder wie auch immer man es nennen will, läuft nicht über das Anhäufen von Wissen ... Das Denken hat einen Inhalt, der immer schon existierte. Daraus kann sich etwas in unserer Welt manifestieren. Die Schwierigkeit des Manifestierens ist, dass es nie zu einer Vollendung kommt, sie kann nur auf den Prozess hinweisen. Die Eigenart der Denkwelt ist der Prozess in der Zeit selbst. Wir leben von der Gnade des Denkens. Das Objekt der Architektur ist das Gegenteil; absolut, eindeutig und stabil...“



„Ich glaube nicht an Architekten, die dem funktionellen Programm während des Entwurfs die Priorität geben und so moderne und intelligente Häuser definieren wollen. Entweder irren sie sich oder sie haben keine Phantasie und wissen nichts von der Architektur. Der echte Architekt geht auf den Bauplatz, um irgendwann in einem unerwarteten Moment das Haus zu entdecken, das er dort bauen wird. Dann ist es seine Aufgabe, diese innere Substanz herauszuarbeiten und sie in Archtitktur umzuwandeln. Anders gesprochen: Architektur ist kein architektonisches Problem – sie ist nur das Resultat....“


(Seite 23)



Sonntag, 24. August 2008






IMRE MAKOVECZ


Ungarn, Kirche in Siofok (am Ballaton)



Geflügelt, geschwungen
den Tiefen entrungen
aufstrebend
erhebend
die Sinne belebend
wölbend und hüllend
seelisch erfüllend

Naturkraft ergießend
Pflanzliches sprießend
Tierformen - fließend

Wenn der Mensch baut ganz aus dem Menschen heraus,
dann baut er dem Geiste
das rechte Haus.

Foto Quelle: http://www.makovecz.hu/