Donnerstag, 4. November 2010

Ehemalige Waldorfschülerin: ISE BOSCH

filia-Gründungsstifterin und Vorstandsfrau – Ise Bosch

„Spendenarbeit ist für mich politische Arbeit, soziales Engagement. Und da bin ich nun mal parteiisch für Frauen."
"Und warum nur für Frauen? Warum grenzen Sie sich so ein? Es gibt doch auch Männer auf der Welt, und Kinder!"

Dieser Frage begegne ich oft, wenn ich von meiner Spendenarbeit erzähle. Sie kommt besonders häufig von Frauen - vielleicht, weil Männer sich nicht trauen, sie zu stellen, weil sie mir nicht zu nahe treten wollen, weil sie nicht das Gefühl haben, genug von der Materie zu verstehen, oder im Gegenteil, weil sie eine andere, feststehende Meinung haben.

"Funding Norm doesn't fund Norma" - wer der Norm entsprechend fördert, vernachlässigt automatisch die Frauen. Nur ein Bruchteil der Fördergelder, die durch Stiftungen vergeben werden, erreichen im Endeffekt Frauen, das zeigen Untersuchungen. Stiftungen bilden das Machtgefälle zwischen den Geschlechtern ab - auch wenn sie ja eigentlich dazu da sind, die Schwächeren zu unterstützen. Frauen brauchen Förderung. Denn: die allermeisten sozialen Probleme treffen Frauen am härtesten. Armut, Gewalt, Migration, Bildung... Weltweit. Finden Sie Gegenbeispiele?! Ich finde nicht viele.

Kinder sind unsere Zukunft. Und wer Kinder effektiv fördern will, sollte deren Mütter und Erzieherinnen fördern. Überall auf der Welt ist das so. Selbst die Weltbank richtet seit geraumer Zeit ihre Förderung gezielt an Frauen (zumindest auf dem Papier).

Das sind Argumente. Argumente überzeugen in meiner Erfahrung sehr oft nicht - weil hinter der Frage mehr steht als eine Frage, die eine Antwort sucht - ein Stück Lebensgeschichte nämlich, und die will zuerst verstanden sein. Hier ist meine:

Als ich im Studium in den USA den Feminismus, die Frauenforschung kennenlernte, wandelte sich meine Sicht der Gesellschaft insgesamt. Ich arbeitete ehrenamtlich in Frauenprojekten und lernte, was es bedeutet, gute Ideen, Motivation, aber zu wenig Geld zu haben. Ich arbeitete mit bei frauenpolitischen Initiativen und bekam es satt, immer unterfinanziert zu sein. Ich bediente die Kasse bei Frauenkonzerten und hörte die Gästinnen über die hohen Eintrittspreise schimpfen - und wusste doch, viele dieser Frauen HABEN Geld, sie sind nur nicht gewohnt, es bewusst einzusetzen. Wer Frauenkultur will, muss in sie investieren. Ich überprüfte meine eigenen Einstellungen zum Reichtum, der so wenig mit meinem Lebensstil zusammenpasste. Und ich ließ mir von Freundinnen sagen: "put your money where your mouth is".

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland begann ich das umzusetzen. Der erste Schritt war die eigene Steuerberaterin - um mich selbst zu zwingen, die geerbte und mit der Familie verflochtene Vermögenslage zu durchschauen. Da guter Rat durch andere Erbinnen extrem wohltuend und inspirierend ist, gründeten wir gemeinsam „Pecunia e.V.“, das Erbinnen-Netzwerk. Und weil wir sozial aktiv werden wollten mit dem geerbten Geld, entstand filia.die frauenstiftung. .... Quelle: http://www.filia-frauenstiftung.de/inhalt/philanthropinnen-und-feminismus/filia-stifterinnen/ise-bosch.html