Sonntag, 12. September 2010

Der Gedanken- und der Willens-Weg

Zum Phänomen Beuys und Schlingensief
In vielen Menschen taucht eine mehr oder weniger starke Unzufriedenheit mit dem, was er in der bestehenden physisch-sinnlichen Welt findet, auf.
Ist dieses Unbehagen besonders groß und verfügt der Mensch über ausreichend Kraft und Energie, dann sucht er entweder nach einer Überwindung dieser Unzufriedenheit in sich oder er versucht das Unvollkommene in der Welt zu überwinden.

Der Mystiker
Derjenige, der die Unzufriedenheit in sich zu überwinden versucht, kann so zum Mystiker werden oder heute würde man solche Menschen besonders auch östlichen Wegen zugeneigt finden.

Der Weg der Weisheit
Bei Menschen, denen es auch oder viel mehr um Veränderung der Welt geht, kann man solche finden, die den Weg der Anthroposophie gehen; diesen Weg kann man als den Weg des Denkens oder der Weisheit bezeichnen. Erst nach längerer Schulung in dieser Sphäre wird man beginnen, auch durch seinen Willen praktisch auf diese unvollkommene Welt verändernd einzuwirken.

Der Tatmensch
Andere Menschen wollen schneller wirksam werden: Sie gehen den Weg des Willens. Im Willen liegt eine gewaltige Kraft. Diese Kraft kann, wenn sie nicht von Weisheit geführt wird, sehr leicht auch zerstörerisch wirken. Diese Kraft führt oft auch zu „revolutionären“ Ausdrucksweisen. Solche Menschen, wollen z.B. auch die Mitmenschen aufrütteln. Sie versuchen Taten zu vollbringen, die sich gegen das Gewohnte auflehnen. Sie wollen die Menschheit aufwecken; manchmal auch durch schockierende oder provozierende Handlungen. Gelegentlich fühlen sie sich sogar zu noch extremeren Handlungen gedrängt. Sie meinen es hätte eine Berechtigung, um mehr Menschlichkeit auf der Welt zu verwirklichen, auch unmenschliche Taten zu vollbringen.
In unserer westlichen Kultur findet man solche Menschen, die einen besonders stark ausgeprägten Willensweg gehen, heute häufig im Bereich des Künstlerisch-Kulturellen. Ihnen strömt dann oft die Sympathie derer entgegen, bei denen die eigene Unzufriedenheit und Kraft nicht in so starker Weise ausgeprägt ist, sondern mehr unterschwellig wirkt. Da das heute bei sehr vielen Menschen ist, so genießen diese Willens-Menschen eine besonders große Anerkennung in weiten - besonders intellektuellen - Kreisen.
Da auch die Anthroposophie einen anderen Weg geht als die traditionelle Kultur oder die anerkannte Wissenschaft, so kann es bei diesen Persönlichkeiten, die stark durch ihre Taten wirken wollen, gelegentlich auch zu einer Annährung oder Sympathie zu dieser Form der Geisteswissenschaft kommen.
So erklärt sich ein bestimmter Aspekt des Wirkens der Persönlichkeiten von Beuys und Schlingensief. Daher die Bewunderung und Anhängerschaft gewisser Teile der Bevölkerung für ihre revolutionären, unkonventionellen, schockierenden oder aufrüttelnden Handlungen oder „Kunstwerke“.
Solche Menschen wie sie bewirken und bewirkten seit längerem den Haupttrend der heutigen Kulturproduktionen im Bereich des Theaters, der Malerei usw.

Der anthroposophische Weg
Der anthroposophische Weg versucht in seine Handlungen das Geistige einfließen zu lassen. Dazu muss er zunächst seine Persönlichkeit so umwandeln, dass er Zugang zum Geistigen findet. Das ist schwieriger und braucht eine gewisse Zeit.