Dienstag, 30. Juni 2009

Galsan Tschinag

An manchen Persönlichkeiten wird deutlich, wie sich das Bewusstseinsseelenhafte heute in der Welt zeigt. Galsan Tschinag ist ein bekannter mongolischer Autor, der aber auf deutsch schreibt. Einmal äußerte er sinngemäß:

"Als Fleisch und Blut bin ich mongolisch.
Als Glaubenssubjekt bin ich schamanisch.
Als Geistwesen bin ich Deutscher."

Beim freien, modernen Menschen ist die Zugehörigkeit zu einem Volk für sein Bewusstsein nicht mehr ausschlaggebend.



Mehr über ihn auf der Seite des GOETHE-INSTITUTS:

Galsan Tschinag – Literat und Schamane

Galsan Tschinag; Copyright: Unionsverlag/Foto Amélie SchenkDeutsch schreibender Literat, mongolischer Staatsbürger, tuwinischer Schamane: Der Chamisso-Preisträger Galsan Tschinag repräsentiert viele Welten.

Selbst im heutigen Deutschland hört sich "Galsan" fremd an. "Tschinag" selbstverständlich auch. Geradezu exotisch jedoch klingt sein eigentlicher Name: Irgit Schynykbai-Oglu Dshuruk-Uwaa. Aufgewachsen ist dieser mutmaßlich 1943 als jüngster Sohn einer Nomaden-Familie geborene Künstler im westmongolischen Altai-Gebirge. Dort verbringt er auch heute noch den größten Teil seiner Zeit. Denn Galsan Tschinag ist seit einigen Jahren das sogenannte Stammesoberhaupt der turksprachigen Tuwa, einer ethischen Minderheit in der Mongolei. Er ist ein gewiefter Politiker, ein leidenschaftlicher Pferdenarr, ein wortgewandter Schamane und manches mehr. Und quasi nebenbei auch ein anerkannter deutscher Schriftsteller, der bereits 1992 mit dem renommierten Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet wurde. Einem Preis, den bekanntlich nur Dichter erhalten, die herausragende Literatur in deutscher Sprache schreiben – und eine andere Muttersprache haben. Ganz abgesehen davon dürfte es nicht allzuviele Menschen geben, die den "Mongolischen Orden des Roten Arbeiterbanners erhalten haben und ein paar Jahre später das Bundesverdienstkreuz. Der Tuwa-Dokumentarist Tschinag, ein Brückenbauer und Kulturvermittler zwischen Asien und Europa, besitzt beides.

Literarische Anfänge in der DDR

Im Kalten Krieg fing alles an, denn zum sogenannten Ostblock gehörte damals, von der großen Welt nur am Rande beachtet, auch die Mongolische Volksrepublik. Nur wenige ihrer Staatsbürger konnten im befreundeten Ausland studieren. Tschinag war einer von ihnen. Er kam 1962 in die DDR, lernte am angesehenen Leipziger Herder-Institut das lateinische Alphabet und die deutsche Sprache, studierte sogleich Germanistik und lernte bald den Schriftsteller und Pferdeliebhaber Erwin Strittmatter kennen, der sich später für den jungen Autor einsetzte. Nach der Rückkehr in die ferne Heimat arbeitete er als Deutsch-Dozent an der Universität von Ulaanbaatar, bis er wegen "politischer Unzuverlässigkeit" gehen musste. Galsan Tschinag übersetzte weiterhin deutsche Literatur ins Mongolische und ließ seine Verbindungen nach Deutschland nie ganz abreißen. ....

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