Mittwoch, 1. Dezember 2010

Druiden

    Die folgende Abhandlung über die Druiden erscheint mir relativ kompetent zu sein - auch wenn sie im "Spiegel" erschien. Man findet hier eine Zusammenstellung der wichtigsten überlieferten Tatsachen. Den bei Wissenschaftlern üblichen Spekulationen muss man auch hier nicht folgen. Deutlich wird z.B., dass die Druiden etwas von der wahren Wiedergeburt wussten - in einem Menschenleib! Interessant ist auch der Zusammenhang mit Pythagoras; der hier wohl nicht ganz schlüssig erscheint. Er verweist aber auf die aus der Geisteswissenschaft bekannte Tatsache, dass es viel engere Beziehungen zwischen dem Norden und dem Süden gab, als man sich heute denkt. 

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    Druiden

    Mistelzweig und Menschenopfer

    Von Bernhard Maier
    Wer waren die Druiden? Ihre Rituale werden von den Chronisten der Antike in allen Facetten beschrieben, doch der Wahrheitsgehalt der Berichte ist dürftig. Allmählich gelingt es Historikern und Archäologen, die einst mächtige Elite der Kelten begreifbar zu machen. Mit ihren wilden Kriegerscharen hielten die Kelten in den vier Jahrhunderten vor Christi Geburt Griechen und Römer in Atem. Doch wenn zeitgenössische Autoren von den Kelten berichteten, durften sie nicht fehlen: die Druiden, jene mysteriösen Priester, die mit ihrer politischen Macht und ihrem geheimen Wissen auf eine Mischung aus Argwohn und Faszination stießen. "Manche behaupten, die Beschäftigung mit der Philosophie habe ihren Anfang bei den Barbaren genommen", schrieb vor rund 1800 Jahren der griechische Autor Diogenes Laertios in seinem Buch über Leben und Meinungen berühmter Philosophen. "Es habe nämlich bei den Persern die Magier, bei den Babyloniern und Assyrern die Chaldäer, bei den Indern die Gymnosophisten und bei den Kelten die so genannten Druiden gegeben." Doch wie so oft, wenn es um die Erforschung der Druiden geht, liefert uns auch Diogenes Laertios nur Wissen aus zweiter Hand. Und dessen Ursprünge sind unsicher. Gewiss ist aber, dass die keltischen Priester spätestens seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bei den Griechen und Römern durchaus als Philosophen geachtet waren.

    Eines der ältesten Zeugnisse der druidischen Weltanschauung stammt aus der Feder von Julius Cäsar. In seinem "Gallischen Krieg" heißt es: "Viel disputieren sie über die Gestirne und ihren Lauf, die Größe der Welt und der Erde, die Natur der Dinge und das Walten und die Macht der unsterblichen Götter und geben das dann an die Jugend weiter." Funde wie der Bronzekalender von Coligny bestätigen diese Aussagen. ... Leider haben uns die Kelten selbst nur spärliche Anhaltspunkte über ihren Glauben hinterlassen. Eine Vielzahl von Götternamen finden sich zwar auf Weihinschriften - allerdings stammen sie fast ausnahmslos aus späterer Zeit, als längst die Römer in Gallien Fuß gefasst hatten. Vergleicht man diese gallorömischen Nennungen mit Cäsars Schilderung, fallen sogleich Ungereimtheiten ins Auge. Anders als Cäsars übersichtliches Pantheon erwarten ließe, finden sich Namen in Hülle und Fülle. Dass ein Name doppelt vorkommt, ist die Ausnahme, und noch seltener trifft man einen Namen an mehreren, weit voneinander entfernten Orten an. Wo das der Fall ist, könnte es sich tatsächlich um einen im ganzen Land verehrten Gott handeln, sofern die Erklärung nicht wesentlich banaler ist: Eine in Rom aufgetauchte Weihinschrift für die keltische Göttin Arduinna erklärt sich beispielsweise dadurch, dass ihr Stifter aus der gallischen Heimat der Göttin stammte.

    Quelle und Fortsetzung: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,728847,00.html

    Der Autor des Spiegelartikels:

    Prof. Dr. Bernhard Maier







  
    Prof. Dr. Bernhard Maier (*1963); Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft, Vergleichenden Sprachwissenschaft, Keltischen Philologie und Semitistik in Freiburg, Aberystwyth, Bonn und London; 1989 Promotion zum Dr. phil.; 1998 Habilitation für Vergleichende Religionswissenschaft; 1999-2004 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft; 2000 Preis der Historisch-Philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; 2004-2006 Reader und Professor für Keltisch an der Universität Aberdeen; seit 2006 Professor für Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte an der Universität Tübingen.
    Forschungsschwerpunkte: Religionsgeschichte der Kelten und Germanen und ihre Rezeption seit der Frühen Neuzeit, Religionsgeschichte Nordafrikas, Geschichte der Religionswissenschaft im 19. Jahrhundert