Samstag, 4. Dezember 2010

Entschuldigung

Man kann sich nicht entschuldigen; man kann nur um Entschuldigung bitten!

Hamburg (dpa) - Der US-Botschafter in Deutschland, Philip Murphy, hat Forderungen nach seiner Abberufung zurückgewiesen. Diese Rufe waren nach den Wikileaks-Enthüllungen vor allem aus der FDP laut geworden. «Ich gehe nirgendwo hin», sagte Murphy dem «Hamburger Abendblatt». Er habe den kritischen FDP-Abgeordneten angeboten, mit ihnen privat zu reden, habe sich in der vergangenen Woche nach Kräften entschuldigt und werde das auch weiterhin tun. In den von Wikileaks veröffentlichten Depeschen der US-Botschaft hatte sich Murphy vor allem über Außenminister Westerwelle kritisch geäußert.
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In dieser Meldung weist Murphy darauf hin, dass er sich "nach Kräften entschuldigt habe". Er tut das mit dem Unterton, dass damit doch alles Nötige geschehen sei.

Der Begriff der "Entschuldigung" wird immer wieder in unserem Sprachgebrauch falsch verstanden oder missbraucht. Eine "Entschuldigung" ist so etwas, wie eine Schuld von einem anderen wegnehmen. Dieses kann aber nicht der Schuldner selber tun, sondern immer nur der andere, der Gläubiger, der, an dem man sich verschuldet hat. 

Die Menschen tun so, als könnten sie mit dem Aussprechen des Wortes "Entschuldigung", die Schuld selber bei sich tilgen. 
Das würde in der Finanzwelt als Vergleich heißen: Jemand hat bei einem anderen Schulden. Nun beschließt er bei sich selber, dass er sich diese Schulden erlässt. Was der andere dazu meint, ist ihm egal.

Eine wahrhaftige, ehrliche Ausdrucksweise kann immer nur lauten, dass man um Entschuldigung bittet. Durch die Annahme dieser Entschuldigung zeigt dann der andere, ob er den Verursacher einer Schuld auch wirklich "entschulden" möchte.