Freitag, 23. Oktober 2009

Individuum und Gemeinschaft

Es ist in vielen Gruppen nicht üblich, für den Einzelnen ein wirkliches, menschliches Interesse zu haben.

(Gemeint ist das Interesse im Moment, in dem die Gruppe als Gruppe zusammentritt und zusammenarbeitet, nicht außerhalb dieser Zeit, z.B. in einer Pause oder in der Freizeit. Es ist auch nicht gemeint das Interesse am anderen als privater Mensch, sondern an dem, was er in die Arbeit der Gruppe persönlich hineintragen kann.)

Der Andere ist für die Mitglieder gewöhnlich nur interessant als Teil der Gruppe. Sein menschlicher Wert wird daran gemessen, wie er sich den Prinzipien der Gruppe einfügt. Soweit er als Mensch "persönlich" oder individuell ist, so wirkt dieses Persönliche eher als Störung des Gruppenprinzips.

Das Gruppenprinzip dominiert, dem hat man sich unterzuordnen.

Dieses ist heute für jegliche geistige Entwicklung einer Gemeinschaft hemmend. Damit fesselt sich die Gruppe an die Vergangenheit, wo sie sich als Gemeinschaft konstituierte. Es findet immer nur das bereits Gewordene Anerkennung, nicht das aus dem Geiste einzelner Individuen errungene Neue.

Das neue Gruppenprinzip muss erkannt und erfühlt werden als ein höheres Wesen, dem wir uns in Freiheit und Liebe zuwenden, das uns beseelt in unserem Inneren. Dadurch entsteht erst die rechte Gemeinschaft.

In jeder "Einzelperson" offenbart sich dann dieses höhere, lebendige Gruppenwesen neu und einzigartig.

In den Gruppen alter Art ist es so, dass man das Interesse an der einzelnen Person verliert, wenn es sich nicht zumindest äußerlich dem Kollektiv unterordnet.

Je individueller sich einer äußert und verhält, desto mehr verliert man das Interesse an ihm.

Umgekehrt müsste es heute im Zeitalter der Bewusstseinsseele sein: ... desto wichtiger und interessanter müsste ein solches Mitglied für die Gruppe werden.