Brahma, Schöpfer alles Lebens,
      Saß und sann im Weltenmai,
      Sann und grübelte vergebens,
      (seufzend:)
      Wie das "W e i b" zu schaffen sei.
      Denn als er den M a n n geschaffen,
      Hatte seine Meisterhand
      Alle festen alle straffen
      Elemente schon verwandt.-
      (Fragend:)
      Wie das neue Werk beginnen,
      Da kein Stoff mehr übrig war?
      Erst nach langem, tiefem Sinnen,
      Ward's ihm endlich offenbar:
      (Tempo)
      Und er nahm der Blume Sammet
      Und den frommen Blick des Rehs
      Und die Glut, die lodernd flammet,
      Und den kalten Hauch des Schnees;
      Nahm den schlanken Wuchs der Gerte
      Und des Windes Flattersucht,
      Und des Diamanten Härte
      Und die Süßigigkeit der Frucht;
      Nahm den zarten Schmelz vom Laube
      Und den Flaum vom Sperlingskleid,
      (weich:)
      Das Gegirr der Turteltaube
      (grausam:)
      Und des Tigers Grausamkeit;
      Und vom morgendlichen Rasen
      Nahm er Tränenfluß des Taus,
      Nahm die Furchtsamkeit des Hasen
      Und die Eitelkeit des Pfaus;
      Nahm vom Schilfe das Gezitter
      Und des Vollmonds schwelllend Rund
      Und des Sonnenstrahles Flitter
      Und des Hähers Plappermund;
      Nahm der Kletterpflanze Schlingen,
      Nahm der Schlange Wellenleib,
      (mit gewisser gläubiger Begeisterung:)
      Und aus a l l e n diesen Dingen
      Schuf der Weltenherr das - "W e i b". -
      Und dem Manne zum Genossen
      gab er es mit güt'gem Sinn;
      (aufgeregt:)
         
Doch bevor ein Mond verflossen,
      Trat der Mann vor Brahma hin,
      (verlegen)
      Und er sprach: O Herr, das Wesen,
      Das du mir so gnadenvoll
      Zur Gesellschaft hast erlesen,
      Macht mich elend, macht mich toll.
      Ach, es p l a p p e r t Tag'und Nächte,
      Raubt mir S c h l a f und Z e i t und R u h ',
      F o r d e r t viel, doch n i e das
      R e c h t e,
      Stört und quält mich immerzu.
      (verzweifelt:)
      Es vergiftet mir mein Leben,
      Es zertrümmert mir mein Glück
      (flehend:)
      D u , der mir das Weib gegeben,
      Großiger Brahma, n i m m 's   z u r ü c k !
      (Erzählend:)
      - Brahma tat nach seiner Bitte;
      Doch nach einer Woche schon,
      trat der Mann mit raschem Schritte
      Wiederum vor seinen Thron.
      (Furchtsam:)
      "Herr", so sprach er scheu beklommen,
      "Meines Jammers dich erbarm".
      (Als sei es ihm selbst unverständlich:)
      Seit mir dies Geschöpf genommen,
      Ward mein Leben leer und arm.
      (Sinnlich:)
      Ach, gedenken muß ich täglich,
      Wie dies Wesen tanzt'und sang,
      Wie's mich ansah, herzbeweglich
      Und mit weichem Arm umschlang,
      Die geschmeidig sanften Glieder
      Und das liebliche Gesicht.
      (Bittend:)
      Brahma, gib das Weib mir w i e d e r ,
      (jauchzend:)
      Meines Lebens Lust und Licht!"
      (Erzählend:)
      Brahma stillte sein Verlangen
      Doch drei Tage kaum vergangen
      Kam der Mann mit bleichen Wangen
         
Abermals zurück und sprach:
      (zerknirscht:)
      "Sieh mich, Herr, voll bitt'rer Reue!
      Ach, ich war ein blinder Tor;
      Seit das Weib mir ward aufs n e u e ,
      Bin ich ä r m e r als zuvor.
      (Entschlossener Trotz:)
      Niemals wieder mich betrügen
      Wird ihr Lächeln und ihr Kuß
      (kleinlaut:)
      Winzig klein ist das Vergnügen,
      (bedeutungsvoll:)
      Riesengroß ist der Verdruß.
      Ach, mir blieb kein Hoffnungsschimmer;
      Drum erhör'mich, großiger Gott;
      (flehend:)
      N i m m   d a s   W e i b   m i         r   a b
      f ü r    i m m e r ! "
      (Streng, zornig:)
      Brahma forsch: "Bin ich dein Spott?!
      (Befehlend:)
      Scher'dich heim! Für deine Klagen
      Bleibt mein Ohr fortan verschanzt;
      Lern's so gut es geht, ertragen,
      Was Du nicht entbehren kannst."
      (Seufzend:)
      Traurig schlich der Mann von hinnen,
      Und im Wandern seufzt'er bang':
       "Großiger Brahma, nicht entrinnen
       Werd' ich meinem Untergang.
      Was du mir heraufbeschworen
      Durch das Weib, verschmerz'ich nie;
      B e i d e m a l bin ich v e r l o r e n -
      M i t ihr - - - oder o h n e sie."