Samstag, 9. Mai 2009

"Freiheit"

Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen äußert sich in "Der Welt" vom 4.Mai 2009 in bemerkenswerter Weise über seinen Begriff von "Freiheit":


"Freiheit heißt nicht, kaufen, was man möchte, und fahren, wohin man will.

Der amerikanische Fehler besteht in der Annahme, Freiheit habe mit der äußerlichen Beziehung zur Welt zu tun, die einen in Ruhe lassen soll, damit man tun kann, was man will.

Tatsächlich hat wahre Freiheit mehr damit zu tun, was in einem vorgeht. Ich halte es für möglich, im Gefängnis frei zu sein. Ich bin wissentlich frei, wenn ich gut arbeite. Dabei bin ich in Wirklichkeit ein beschränkter, zwanghafter, neurotischer Mensch und habe unter diesen Umständen die Freiheit zu nahezu gar nichts, es sei denn, mich an den Schreibtisch zu setzen. Ich mag keine anderen Menschen, ich mag keine Mengen, alles reizt mich, ich will bloß in Ruhe gelassen werden. Tag und Nacht bin ich an die Schwierigkeit des Schreibens gekettet. Es ist ein krankhafter, obsessiver Geisteszustand, und doch gibt es Momente, in denen ich das Gefühl habe, womöglich etwas Wahres über mich selbst auszudrücken, es zu begreifen und vielleicht sogar auf das Papier zu bringen.

Ein Vogel ist nicht frei, wenn er fliegt, sondern wenn er dem Diktat seines inneren Selbst gehorcht."