Freitag, 27. März 2009

Papst Benedikt XVI.

Als der jetzige Papst vor einigen Jahren gekrönt wurde, gab es auch in deutschen intellektuellen Kreisen eine gewisse Hoffnung, ja geradezu einen Optimismus. Durch seine breite Bildung und seine intellektuelle Redegewandtheit -man denke an seine Diskussion mit Habermas - hat Ratzinger weite Kreise beeindruckt.

Man sieht daran auch, wie leicht sich Menschen äußerlich beeinflussen lassen. Scheinbar war damals nur wenig im Bewusstsein, welche Rolle er vor seiner Krönung zum Papst in der katholischen Kirche innehatte. Schon immer galt Ratzinger als besonders konservativ und hart in seiner ideologischen Ausrichtung. Und nichts deutete bei ihm darauf hin, dass etwas Positives für die Entwicklung der modernen Menschheit von ihm ausgehen könnte. Die scheinbar demutsvollen, milden, salbungsvollen Worte die er nach der Papstwahl von sich gab, waren innerlich durch sein Wesen, seine Haltung und seine Überzeugungen überhaupt nicht gedeckt.

Dass beim Weltjugendtag in Köln Jugendliche in solchen Massen ihm zujubelten, konnte einen geradezu erschüttern. Ist es so leicht durch äußerlichen Pomp und geschickte Inszenierung noch heute Jugendmassen zu verführen? Ist die Sehnsucht der Jugend nach dem Geiste so gewaltig, dass sie schon diesen kleinen Heilsversprechungen, die Ratzinger macht, Gehör und gar Glauben schenkt?

Manche Zusammenhänge seiner bisherigen Regierungszeit werden in dem folgenden Artikel angesprochen. Besonders wichtig finde ich die letzten der unten zitierten Sätze:

Angst vor Menschen ohne Zweifel

Papst Benedikt XVI.

20.03.2009, 16:48

Von Sonja Zekri


Alles nur Missverständnisse? Papst Benedikt XVI. musste sich einigen Vorwürfen stellen.

Am erstaunlichsten ist die Verwunderung. Als hätte man alles erwartet, nur das nicht. Dass der Papst einen Bischof rehabilitiert, der den Holocaust leugnet zum Beispiel; oder dass er Protestanten, Juden, Orthodoxe wie Menschen zweiter Klasse behandelt und Nicht-Gläubige sogar wie Menschen dritter Klasse; oder dass er damals - der Karikaturenstreit war noch nicht ausgestanden - Muslime durch ein islamfeindliches Zitat aus dem 15. Jahrhundert brüskierte.

Ausgerechnet er, ein deutscher Papst. Dann die Erklärungen: Benedikt XVI. sei schlecht beraten worden. Er habe vielleicht Schlechtes getan, aber Gutes gewollt. Oder: Alles Strategie. Heutzutage müsse der Papst nunmal Kante zeigen, sonst laufen ihm die Gläubigen in Afrika davon, zu Voodoo-Sekten mit schrecklichen Bräuchen. Da kann er sich nicht so lang um die paar aufgeklärten Schäfchen in Europa kümmern. Und natürlich sei er wegen der Missverständnisse getroffen....


Das sind kaum die erlösenden Worte, auf die liberale Katholiken warten. Sie treten aus, in Scharen, zerrissen von einer Spannung, die immer da ist, aber seit dem Einzug Ratzingers in den Vatikan unerträglich geworden ist - der Widerspruch zwischen der Institution Kirche und ihren eigenen persönlichen Werten.

Inzwischen kann man das Ausmaß jenes grotesken Missverständnisses beim Amtsantritt Benedikts XVI. ermessen, als die deutschen Medien sich einem Taumel hingaben: als würde nicht nur ein Deutscher in den Vatikan einziehen, sondern sogar der ganze bundesrepublikanische Prinzipienkanon mit Toleranzgebot, Dialogzwang und Pluralismus, als würde sich der Vatikan in etwas Republikähnliches verwandeln, nur irgendwie feierlicher, glanzvoller, eben römischer. Eines muss man Ratzinger lassen: Nichts davon hatte er je versprochen. Er tut es auch jetzt nicht, da mögen noch so viele zur Gitarre den Lockruf einer Kirche von unten anstimmen.

Josef Ratzingers Lehre war nie gemütlich konservativ, sondern stets kompromisslos reaktionär, und so ist es bis heute geblieben. Damals wie heute gilt ihm der Mensch weniger als die Einheit der Institution, das Prinzip mehr als ein Leben, und die Folgen sind so verheerend wie immer, wenn Ideen wichtiger als Menschen werden. ...
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