Samstag, 2. Oktober 2010

Hilfe, Urlaub! - Vorsicht vor Ferien!

Viele Themen wagt man ja nicht anzusprechen (oder hier“anzuschreiben“), weil sie zu sehr den allgemein üblichen Überzeugungen widersprechen und man deshalb Gefahr läuft, dass einen selbst die Menschen nicht verstehen, denen man sich ansonsten vielleicht sogar geistes- oder seelenverwandt fühlt.

Ein solches Thema ist der „Urlaub“ oder die „Ferien“. Das Verhältnis sehr vieler Bürger zu ihrem Alltag und zu ihrem Beruf ist ein durchaus schwieriges. Seit dies so ist, haben Urlaub, Ferien oder Reisen eine geradezu allmächtige Bedeutung gewonnen. Schon der Gedanke an freie Tage oder an besondere Reisen versetzt heute die Menschen in erhobene Stimmung. Man kann das eigentlich nur mit einem Suchtmittel – vielleicht eher mit einem sanften, wie z.B. dem Kaffee - vergleichen. Schon wenn mancher an den Duft des Kaffees denkt, gibt ihm das ein Wohlgefühl. Vorher die ungeheuere Sehnsucht oder im extrem die Begierde danach, dann der Genuss mit seiner erregenden Wirkung, dann die Zeit danach, die oft nicht so erquicklich ist.

Liegen am Strand

Aber beim Thema „Ferien“ gibt es eben nur eine in der Gesellschaft gültige Meinung: Sie sind gut, besser und am besten! Von irgendetwas Negativen kann und darf keine Rede sein.

Deshalb wurde ich nun doch hellhörig, als ich in „Ankowitschs Kolumne - belebt Körper und Geist“ – aus The Red Bulletin Okt.2010 ) diesen humorvollen Bericht fand (Auszüge):
Hilfe, Urlaub!Es wird Sie sicher wundern, dass ich mit diesem Thema erst so spät ankomme, Jetzt über die Auswirkungen des Urlaubs auf unser Gehirn nachzudenken? immerhin ist es schon ein paar Wochen her, dass Sie verreist waren. Doch seien Sie versichert: Es ist nur zu Ihrem Besten, dass ich Sie erst heute damit konfrontiere! Vor ein paar Wochen wären Sie wahrscheinlich nicht in der Lage gewesen, meinem kleinen Text zu folgen, denn Urlaub macht ... wie sage ich es am diplomatischsten ... Urlaub macht ... hilft ja nichts ... Urlaub macht dumm! Herausgefunden hat das der deutsche Psychologe Siegfried Lehrl: Wenn man drei Wochen lang nur faul herumliege, büße man rund zwanzig Intelligenzpunkte ein, was sich in Form zunehmender Begriffsstutzigkeit bemerkbar mache. Der Grund, so Dr. Lehrl: Durch die urlaubsbedingte Untätigkeit verliere unser Gehirn an Spannkraft, einem Muskel ähnlich, den wir nicht mehr trainieren. 


Mindestens ebenso überraschend wie diese Erkenntnis ist der Umstand, dass Dr. Lehrl die Ergebnisse seiner Forschungen bereits vor über zehn Jahren vorlegte, sie bis heute aber niemand so richtig zur Kenntnis genommen hat. Das liegt wohl daran, dass man sie uns regelmäßig direkt nach den Sommerferien präsentiert, und zu der Zeit sind wir ‑ aber das wissen Sie ja schon. 

Wenn Sie nun glauben, im Übrigen sei das Urlaubmachen eine wunderbare Angelegenheit, dann muss ich Sie leider enttäuschen: gefährliche Sache, das! Nehmen Sie nur die schreckliche Unordnung, die es in ihrem Leben anrichtet. Vor allem Eltern wissen, was ich meine: Während wir unterm Schuljahr penibel darauf achten, die Kleinen möglichst früh ins Bett zu befördern, damit sie morgens problemlos aufstehen können, betrachten wir es während der Sommermonate als selbstverständlich, wenn die Kinder kurz vor elf Uhr nachts noch eine kleine Runde Wii oder PlayStation spielen. Was zur Folge hat, dass die Kinder zu Beginn des Schuljahrs wie die matten Fliegen in ihren Klassen hängen und erst mühselig wieder auf einen alltagstauglichen Rhythmus zurücktrainiert werden müssen (und wir mit ihnen aber das nur nebenbei). ... 
Womit wir bei den Tipps gelandet wären, denn beim nächsten Mal soll ja alles anders werden, Was also tun gegen Verblödung und Krankheit? Soweit ich es überblicke, gibt es nur eine todsichere Methode, wunderbar erholt, bestens gelaunt, blendend aussehend und hochintelligent aus dem Urlaub zurückzukehren. Leider kann ich Sie Ihnen nicht verraten, habe ich sie doch erst vor kurzem, in den letzten Tagen meines Urlaubs auf... wo war das noch gleich? ... was wollte ich gerade sagen? ... wo bin ich hier eigentlich?



Christian Ankowitsch, 51, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.


Zufällig fand ich noch diese Meldung. Manche Leute haben das wohl bemerkt, was mit ihnen im Urlaub passiert: 

Reise-Umfrage



Deutsche wollen nicht am Strand brutzeln
Eine Umfrage zum Thema Reisen zeigt: Wunsch und Wirklichkeit klaffen häufig auseinander. So wollen viele lieber aktiv sein, statt nur am Strand zu liegen. ...