Sonntag, 17. Januar 2010

"Mein Reich ist nur von dieser Welt"

1897 veröffentlichte Selma Lagerlöf den Roman "Die Wunder des Antichrist". Im Mittelpunkt der Handlung steht ein wundertätiges Jesusbild: ein Kindlein mit einer goldenen Krone. Dieses wird gefälscht und in die Krone wird die Inschrift geritzt:"Mein Reich ist nur von dieser Welt" statt "Mein Reich ist nicht von dieser Welt".

Damit spielt Selma Lagerlöf auf die marxistische Heilslehre an:
"Euer Reich ist nur von dieser Welt. Deshalb müsst ihr für dieses Leben sorgen und wie Brüder miteinander leben. Und ihr sollt eure Reichtümer miteinander teilen, damit keiner arm sei. Ihr sollt alle arbeiten, und die Erde soll allen gehören, und ihr sollt alle gleich sein.
Niemand soll hungern, niemand soll zur Üppigkeit verführt werden, und niemand soll Not leiden in seinem Alter.Und euer Bestreben soll das Glück aller sein, denn es wartet euer kein Ersatz. Euer Reich ist nur von dieser Welt!"....
...der Mann begann der Welt eine neue Lehre zu verkünden, die Sozialismus genannt wird, aber in Wirklichkeit das Antichristentum ist.
Und diese Lehre liebt und entsaget und duldet und leidet wie das Christentum, so dass sie alle Ähnlichkeit mit diesem hat, so wie das falsche Christusbild ... auch alle Ähnlichkeit mit dem echten hatte.
Und ebenso wie das falsche Christusbild sagt die neue Lehre:"Mein Reich ist nur von dieser Welt."
Und während das Bild, das die Lehre verkündigte, unbeachtet und unbekannt ist, ist es mit seiner Lehre nicht so; diese geht durch die Welt, um sie zu erlösen und umzuschaffen.
Sie verbreitet sich mit jedem Tag weiter: Sie geht hin über alle Lande; sie hat vielerlei Namen und wirkt dadurch so verführerisch; dass sie allen ihren Anhängern irdisches Glück und Genuss verspricht; deshalb zieht sie mehr Anhänger an sich als irgend sonst etwas seit der Zeit Christi."
(Auszug vom Ende des 3.Kapitels der Einleitung)

Heute ist diese Art von Sozialismus, die damals als Ideologie verbreitet wurde und schließlich zur Staatsform wurde, nicht mehr in dieser Form populär. Sie hat sich verwandelt, sie ist in neue Kostüme geschlüpft. Sie hat die Form der Wohltätigkeit, der sozialen Marktwirtschaft, der Sozialdemokratie, der christlich-sozialen Einstellung, der Spendenaufrufe und Spendengalas und sogar des Umweltschützer-Aktivismus angenommen. Sie alle wollen heute der Menschheit weiterhelfen und sogar die ganze Welt retten und führen sie doch sichtlich täglich tiefer in den Abgrund hinein.
Daneben ist inzwischen die andere Weltbeglückungsreligion getreten: der Kapitalismus mit seiner Waren-Wohlfahrt.