Sonntag, 6. April 2008

Woher die Ideen kommen

Die Inspiration der Wissenschaft

Im Alltagsbetrieb unserer materialistischen Weltanschauung vergisst man oft, die Dinge in ihrer Realität zu betrachten. Es ist eine weit verbreitete Vorstellung, dass die Ideen von Menschen direkt hervorgebracht oder erzeugt werden.


Wenn man jedoch die Wege mancher Naturwissenschaftler studiert, dann wird man immer wieder darauf gestoßen, dass die Ideenwelt zum Menschen kommt, wenn er sich ihr nähern will.

Hier eines der bekanntesten Beispiele für diese Tatsache:

"Ourobourosschlange in der Nacht"

FAZ 5.April 2008
Von Holger Appel

Vor Friedrich August Kekulés Theorie gab es nur vage Vorstellungen, wie die Atome in einem Molekül miteinander verknüpft sind. Viele Chemiker zu seiner Zeit dachten, dass die Strukturen von Molekülen nicht erkennbar sein konnten, da Reaktionen die Struktur unvorhersagbar verändern würden. Kekulé untersuchte verschiedene Kohlenstoffverbindungen, insbesondere Benzol, dessen Struktur lange ein Rätsel blieb. Dann ereilte ihn 1890 ein Wachtraum.


In der Nacht der Entdeckung habe er an seinem Schreibtisch gesessen und im Halbschlaf das Funkenspiel des Kaminfeuers betrachtet, berichtete der Chemiker. Mit einem Male habe ein Traum die lang gesuchte Lösung gebracht: Er habe die Kohlenstoff- und Wasserstoffatome vor seinen Augen tanzen gesehen. In diesem Traum sei ihm das alte, alchimistische Symbol der Ourobourosschlange erschienen, deren Kopf in den eigenen Schwanz beißt. In der Folge stellte er die Benzol-Theorie auf, mit der er die bis dahin rätselhafte Struktur des Benzols als einen aus sechs Kohlenstoffatomen bestehenden symmetrischen Ring erklärte – ein Durchbruch für die Chemie im Verständnis komplexer Kohlenstoffverbindungen.