Montag, 28. Dezember 2009

Weihnachtliche, religiöse Gefühle?

In dieser Zeit ständig schwindender Religiosität kommt es zu merkwürdigen Stimmungen in den menschlichen Seelen. Gerade Menschen, die aus einer gewissen Tradition heraus noch eine Beziehung zum Religiösen hatten, kommen heute in zeit-typische Schwierigkeiten. Intellektuell meinen sie, dass das Religiöse irgendeine Bedeutung hat, aber mit ihrem Denken kommen sie nicht an diese Dimension heran. Mit der Zeit verlieren sich dann auch im Fühlen die letzten Beziehungen zu einer religiösen Welt.
Es bleiben meist noch Reste von pseudo-religiösen Handlungen, wie man sie z.B. beim massenhaften Kirchgang am Heiligen Abend beobachten kann.

Die Menschen können dann noch einige Zeit durch äußere Anregungen, Stimulantien oder Dekorationen in der Seele die Erinnerung an so etwas wie ein weihnachtliches Gefühl künstlich erzeugen - vielleicht auch eher vortäuschen -, aber so eine rechte Befriedigung wird die Seele nicht mehr finden können. Die verbleibenden Gefühle haben mehr den Charakter des Sentimentalen.
Ein Beispiel für solche geradezu dramatische und chaotische moderne Seelenkonstitutionen konnte man in einem Interview mit dem Dirigenten Enoch zu Guttenberg, dem Vater des aufstrebenden neuen Verteidigungsministers, in der Zeitschrift Cicero 1/2001 studieren:

...."Es heißt, Sie seien ein romtreuer Agnostiker. Was muss man darunter verstehen?

Ich gehe jeden Sonntag mit meinen Kindern in die Kirche, und wir beten jeden Abend mit ihnen, weil ich finde, sie können erst für oder gegen etwas entscheiden, wenn sie es kennen. Ich liebe die alte, tridentinische Kirchenliturgie und ich liebe das Evangelium. Es gibt keine schönere Religion als das Christentum mit seinen Gesetzen der Liebe... Doch mein Gehirn ist absolut atheistisch. Ich müsste wirklich lügen, wenn ich sagen würde, ich könnte glauben.

Sie glauben also nicht an die Existenz Gottes?

Nein, die halte ich für völlig ausgeschlossen. ... Am schlimmsten ist für mich der Abschied vom eigenen Glauben. Darunter leide ich täglich..

Wie dirigieren Sie ein Requiem oder die Matthäuspassion, wenn Sie nichts mehr glauben können?

Ja, das ist das Erstaunliche: Die Kunst ist der Ort, an dem ich das alles wiederfinde. Wenn ich die Matthäuspassion dirigiere, dann habe ich vom ersten Ton an auf einmal überhaupt keine Zweifel mehr. Und mit dem letzten Ton ist alles wieder weg. Dann gehe ich raus, hänge den Frack an den Haken und bin verzweifelt..."

Ein Vater, der jeden Abend mit den Kindern betet, ohne an das zu glauben, was er dabei sagt. Welche Gefühle und Empfindungen werden dabei wohl in den Kindern veranlagt? Sie wachsen auf in der Schizophrenie, äußerlich etwas zu tun, zu plappern, was innerlich nicht abgedeckt ist. Sie werden erzogen in der Unwahrheit. So gewöhnen sie sich daran ihr Leben in Unwahrheit zu gestalten.
Das ist ein Bild für vieles, was unsere heutige Kultur auszeichnet: Ein Mensch verkauft ein Produkt, von dem er im Innersten nicht voll überzeugt ist; er arbeitet in einem Beruf oder in einer Firma, und liebt ihn nicht...

Das Leben in Unwahrheit und Lüge gilt es zu überwinden, dann wird man auch die Religion in einem neuen Gewand wiederfinden können.
Man kann den Satz ernst nehmen: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." Wer sich auf den Weg macht, in absoluter, konsequenter Wahrheit sein Leben zu gestalten, der findet zum Geiste; oder: der hat ihn schon.

Ein Weg ist es, weil man das Ziel kaum in einem Erdenleben erreicht. Man erlangt dabei zu gleicher Zeit auch das wahre Leben, eine neue Lebenskraft, Gesundheit und Heilung.