Dienstag, 23. September 2008

Synästhesie 2.Teil

Inzwischen habe ich einmal in meiner 4.Klasse nachgefragt, ob Kinder innerlich Farbvorstellungen mit Zahlen verbinden.
Etwa eine drittel bis halbe Klasse meldete sich und berichtete von ihren Farbwahrnehmungen.
Ein Junge meinte, dass er bei bis zu mehreren Hunderten von Zahlen die Farbe nennen könne. Seine Farbcharakterisierung war auch sehr differenziert.
Manche konnten nur wenige Zahlen farbig benennen, viele endeten bei 9 oder 10, manche auch bei 30.
Die Farbcharakterisierungen waren sehr individuell, es gab allerdings auch Überschneidungen.

Eine etwas kleinere Anzahl von Schülern konnte die Zahlen auch innerlich räumlich wahrnehmen und genau sagen, wo sich eine Zahl befände.

Freitag, 12. September 2008

Eine ehemalige Waldorfschülerin erinnert sich

"Ich war froh, ein Mädchen zu sein"
Susanne Eggert - Blond, blauäuig und selbstbewusst im Stuttgart der Nazizeit:
"Ich war arisch, das absolute deutsche Mädel", erinnert sich Susanne Eggert, 83. Zum Nazi-Nachwuchs gehörte sie nicht. Im Vorkriegsjahr 1938 war sie 13. Eine Waldorfschülerin.

Mit den blauen Augen und den blonden, zu einem züchtigen Zopf geflochtenen Haaren sieht Susanne Eggert aus, wie der ideale deutsche Mensch der Zeit auszusehen hatte. Das blondbezopfte, blauäugige Äußere ist eine ideale Tarnkappe. Sie verbirgt das wahre Selbst und schützt die Gedanken und die Person vor dem Zugriff der Nazis. Der Führer hat immer recht, lautete der Spruch, sagt Susanne Eggert. Unabhängigkeit der Gedanken und die Fähigkeit zum selbstständigen Denken sind im Nationalsozialismus, dem geschworenen Feind der Intellektuellen, nicht vorgesehen.


Susanne Eggert wird von zu Hause mit einem "guten Selbstbewusstsein" ausgestattet. Ganz wichtig der Vater. Der zieht als Siebzehnjähriger freiwillig in den Ersten Weltkrieg. Verbittert kehrt er zurück. "Lass dich nicht einfangen. Lass dir nichts vormachen. Sei auf der Hut. Die Buben werden aufgehetzt und im Krieg verheizt. Hitler ist Krieg, sagte der Vater. Ich war froh, ein Mädchen zu sein." Die Mutter, Montessori-Kindergärtnerin, nahezu taub, "war die Liebe persönlich: Sie liebte vorbehaltlos", sagt Susanne Eggert. Als Tochter einer behinderten Mutter aufzuwachsen prägt, zwingt früh zu "absoluter Selbstständigkeit." Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist die beste Ausstattung für das Leben.

Bescheidene materielle Verhältnisse in der Senefelderstraße im Westen von Stuttgart, beim Feuersee. Zehn Reichsmark, eine erhebliche Ermäßigung, zahlt "der freiheitliche Vater" für die Ausbildung der Tochter an der Waldorfschule. Sie erhält ein Stipendium. "Eine Bastion an Freiheit und Unabhängigkeit. Kein Hitlerbild im Klassenzimmer, kein Hitlergruß, keine Fahnenweihe, kein Nazisymbol. Ein Schonraum. Wenn im Radio Hitlerreden übertragen wurden, strömten die anderen Schüler in die Turnhalle - wir nicht." Es gibt heute noch Klassenzusammenkünfte, zwölf Waldorfschüler von damals leben noch.

Die Uhlandshöhe in Stuttgart ist die erste Waldorfschule überhaupt (September 1919). Gründer ist Emil Molt, Direktor der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria, der den Kindern seiner Arbeiter eine zwölfjährige Ausbildung ermöglichen will.

Mädchen und Jungen werden in einer Klasse unterrichtet. Zum refompädagogischen Programm gehört eine Hilfsklasse für schwerstbehinderte Kinder. Lernschwache, geistig behinderte junge Menschen werden integriert, nicht ausgegrenzt. Karl Schubert aus Wien leitete seit 1920 diese Klasse, an der Neuen Weinsteige in Stuttgart ist eine Schule nach ihm benannt. Das Monatsabo der Straßenbahn vom Feuersee zum Eugensplatz kostet etwa fünf Reichsmark, es gewährt nachmittägliche Mädchenfreiheiten bei innerstädtischen Einkaufsgelegenheiten.

Nach einer Inspektion des Oberschulrats Fromann im November 1933 gilt die Waldorfschule als Fremdkörper im nationalsozialistischen Schulwesen. Der Staat habe die Pflicht, heißt es in seinem Bericht, "diese jungen Volksgenossen, auch entgegen dem Willen der Eltern, aus der Atmosphäre jüdisch-okkulten Geistes zu entfernen". Die Austrocknung der Waldorfschulen in Deutschland begann, bereits angemeldete Schüler der Grundschulklassen sollten laut einem Erlass des Kultusministeriums vom Februar 1934 auf staatliche Schulen verteilt werden. Mitte der dreißiger Jahre durften an der Uhlandshöhe keine neue Schüler mehr aufgenommen werden.

Ab und zu verschwinden Lehrer für ein paar Monate. Wer zurückkommt, erzählt nichts. Wer nicht verschwinden will, hält den Mund. "Es war klar, dass die Nazis schlimme Sachen machen", sagt Susanne Eggert. Sie war damals schon weder blind noch taub.

Im Januar 1938 ist die Zahl der in Stuttgart ansässigen Juden auf weniger als 4000 gesunken, teilt Oberbürgermeister Dr. Strölin erfreut mit. 1938 erhalten jüdische Rechtsanwälte Berufsverbot. Im November werden die Synagogen in Stuttgart und Cannstatt wie überall im Land amtlicherseits abgebrannt. Zur gleichen Zeit singt voluminös die Nazi-Muse Zarah Leander "Der Wind hat mir ein Lied erzählt", und der nie erwachsene Heinz Rühmann behauptet frech, "Ich brech' die Herzen der stolzesten Frau'n".

1938 werden die Waldorfschulen in Deutschland aufgelöst. Karl Schubert unterrichtet seine Hilfsklasse in einem Privathaus in der Schellbergstraße. Susanne Eggert steht die Umschulung bevor. Nur als Mitglied im Bund Deutscher Mädel (BDM) ist es möglich, von der Waldorfschule in eine staatliche Schule zu wechseln. Sie ist eine gute Schülerin. Sie wird eine Klasse tiefer eingestuft, setzt sich aber durch und besteht die gleiche Klasse in der Staatsschule. Das Königin-Olga-Stift ist im Vergleich zu anderen Schulen ein tolerantes Institut.

Susanne Eggert erzählt unsentimental, klug. Das Alter schmälert Eleganz, Charme und Deutlichkeit im Ausdruck nicht. Betrügt die Erinnerung? "Ich verkläre nicht", sagt sie. Mit 23 - 1948 - ist sie die jüngste Ärztin Deutschlands. Als Dr. med. Psychotherapie und Psychiatrie setzt sie die fortschrittliche Idee einer Klinik der offenen Tür in Stuttgart durch. Auch ohne Schminke hat sie es geschafft, sagt sie. Mit etwas Glück. Mit Verstand und Willen. Sie hatte keine Angst. Ein geliebtes Kind.

Jürgen Holwein, StN

15.02.2008 - aktualisiert: 15.02.2008 17:23 Uhr

Allergien- der Mensch verträgt das Natürliche nicht mehr

Inzwischen bestätigt die Wissenschaft, was einem der gesunde Menschenverstand längst sagte. Das Auftreten der Allergien hat etwas mit der Lebensführung der Menschen zu tun. Interessant ist dabei in dieser Meldung, dass schon die Lebensführung der Mutter entscheidend für das Auftreten dieser Erkrankungen sei.

Es sind viele Kräfte heute wirksam, die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur stören. Obwohl eine gewisse Art sentimentaler Naturbegeisterung eher größer geworden ist. Aber man erlebt z.B. immer mehr Kinder, die beim Gang durch den Wald Angst haben, die leckeren Heidelbeeren zu essen.

Oder es werden die Häuser immer stärker mit künstlichen Materialien eingepackt, so dass die natürlichen Kräfte völlig zurückgehalten werden. Im Auto erlebt die Klimaanlage eine immer stärkere Beliebtheit. Wieder eine neue Möglichkeit, sich in eine künstliche Klimaatmosphäre zu versetzen. Die ganze Kulturentwicklung geht dahin, den Menschen immer weiter von seiner natürlichen Umgebung zu isolieren und ihn in Kunstwelten zu versetzen. Das geht dann soweit, dass eben der Organismus immer mehr irritiert wird, wenn er dann mit der wirklichen Welt in Berührung kommt. Vielleicht entstehen so neue Zeiten, wo Menschen ganz und gar nur noch in künstlichen Umgebungen leben können.

Landleben schützt schon Ungeborene vor Asthma



Ärzte Zeitung online, 29.08

GENF (dpa). Das Landleben schützt offensichtlich bereits ungeborene Kinder vor Asthma. Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft Kontakt zu Tieren, Getreide oder Heu hatten, bekommen im späteren Leben seltener allergische Atemweg- und Hauterkrankungen.

Für einen optimalen Schutz vor diesen Beschwerden sei aber ein anhaltender Kontakt zu Nutztieren oder Getreide nötig. Das berichten Wissenschaftler aus Neuseeland und Deutschland im "European Respiratory Journal" (32, 2008, 603).

Aus früheren Untersuchungen war bereits bekannt, dass Kinder, die sich häufig auf dem Land aufhalten, seltener unter allergischen Erkrankungen leiden. Vor allem der Verzehr frischer Kuhmilch und der Aufenthalt in Kuhställen wurde für den beobachteten Schutz verantwortlich gemacht. Das Phänomen wurde als Bauernhof-Effekt bekannt. Dr. Jeroen Douwes von der Massey Universität in Wellington in Neuseeland und seine Mitarbeiter bestätigten mit ihrer Untersuchung nun zunächst, dass Kinder von Bauern tatsächlich seltener an Asthma und ähnlichen Allergien erkranken als Stadtkinder.

Darüber hinaus ergab ihre Befragung von insgesamt 2509 Bauernfamilien und 1001 Stadtfamilien, dass die schützende Wirkung bereits während der Schwangerschaft auf die ungeborenen Kinder übertragen wird. Wie das geschieht, ist bisher unklar. Die Kinder litten jedenfalls deutlich seltener an Asthma, Heuschnupfen und sogenannten atopischen Ekzemen. Am stärksten reduzierte sich das Risiko für Kinder, die selbst später auch auf dem Land lebten.

Sonntag, 7. September 2008

Rudolf Steiner über das Rassenvorurteil

Ein Kritikpunkt, der immer wieder von außen über Rudolf Steiner geäußert wird, ist seine vermeintliche Stellung zur Frage der "Rassen".
Dabei bleibt gewöhnlich unerkannt, dass in den frühen Werken das Wort Rasse aus traditionellen Gründen für Entwicklungszustände der Menschheit über Äonen hinweg gebraucht wird.
In Wirklichkeit gibt es viele Stellen in seinem Werk, aus denen hervorgeht, dass er eine zutiefst menschliche, moderne Haltung zu dieser Frage schon damals einnahm. Hier ein Beispiel:

Aus:
"Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten" -Praktische Gesichtspunkte

"Wenn ich zornig in oder mich ärgere, so richte ich einen Wall in der Seelenwelt um mich auf, und die Kräfte können nicht an mich herantreten, welche meine seelischen Augen entwickeln sollen....
Zu den Eigenschaften, die zum Beispiel ebenso bekämpft werden müssen wie Zorn und Ärger, gehören Furchtsamkeit, Aberglaube und Vorurteilssucht, Eitelkeit und Ehrgeiz, Neugierde und unnötige Mitteilssucht, das Unterschiedmachen in Bezug auf Menschen nach äußerlichen Rang-, Geschlechts-, Stammeskennzeichen und so weiter. In unserer Zeit wird man recht schwer begreifen, dass die Bekämpfung solcher Eigenschaften etwas zu tun habe mit der Erhöhung der Erkenntnisfähigkeit. Aber jeder Geheimwissenschafter weiß, dass von solchen Dingen viel mehr abhängt als von der Erweiterung der Intelligenz und von dem Anstellen künstlicher Übungen. Insbesondere kann leicht ein Missverständnis darüber entstehen, wenn manche glauben, dass man sich tollkühn machen solle, weil man furchtlos sein soll, dass ,am sich vor den Unterschieden der Menschen verschließen soll, weil man die Standes-, Rassen- und so weiter Vorurteile bekämpfen soll. Man lernt vielmehr erst richtig erkennen, wenn man nicht mehr in Vorurteilen befangen ist. Schon in gewöhnlichem Sinne ist es richtig, dass mich die Furcht vor einer Erscheinung hindert, sie klar zu beurteilen, dass mich ein Rassenvorurteil hindert, in eines Menschen Seele zu blicken. Diesen gewöhnlichen Sinn muss der Geheimschüler in großer Feinheit und Schärfe bei sich zur Entwickelung bringen."