Bild: : "Festinjagen" im Schönbuch. Das sog. Dianenfest bei Bebenhausen am 12. Nov. 1812 war Höhepunkt der Festlichkeiten zum Geburtstag König Friedrichs I. Bild von J. B. Seele (Forstdirektion Tübingen) - klicken Sie in das Bild, um es zu vergrößern.
Königliche Hofjagd bei Dätzingen im Jahre 1810 Quelle: "Aus Schönbuch und Gäu. Beilage des Böblinger Boten" 9/1963Autor: Siegfried Greiner |
Die meisten der württembergischen Landesherren waren leidenschaftliche Jäger. Das Jagdrecht auf das Großwild stand seit Ende des Mittelalters fast ausschließlich dem Landesherren zu. Vielfach wurde in einem Waldgebiet mehrere Jahre überhaupt nicht gejagt, damit bei der Jagd möglichst viel Wild auf einmal erlegt werden konnte. Der Reiz einer Hofjagd bestand nicht nur an der Lust am Jagen, Essen und Trinken für den Fürsten und die geladenen Gäste, sondern auch in dem besonderen gesellschaftlichen Ereignis. ... Das Wild wurde in weitem Umkreis herangetrieben und in ein festungsartiges, aus Balken errichtetes offenes Gebäude gescheucht, das mit Pforten und Kammern versehen war. Der Anblick der immer dichter sich zusammendrängenden Wildherde muss ein eigenartiges, schaurig-schönes Bild gewesen sein. Die verängstigten Tiere wurden mit Fanfarenstößen und einer laut schmetternden Musikkapelle empfangen, so dass die Aufregung noch gesteigert wurde. An einer geeigneten Stelle war für den Fürsten der sogenannte "Schirm" errichtet: ein pavillonartiges Gebäude, das mit Geweihen geschmückt und mit aller notwendigen Bequemlichkeit ausgestattet war; es diente dem Landesherrn als Abschussplatz, hier speiste er auch an einem üppig gedeckten Tisch. Das Abschießen der Tiere wurde so lange fortgesetzt, wie es dem Jagdherrn gefiel; das überlebende Wild wurde in die Freiheit gelassen. Der Augenzeuge, Gottfried Ferdinand Staelin, stammt aus einer der vornehmen Calwer Handelsfamilien. Er war Angestellter und später Teilhaber bei seinem Bruder Jakob Friedrich Staelin, dem führenden Kopf der Calwer Holzhandelkompanie. G. F. Staelin schreibt in einem Brief an einen Freund: "An diesem Tag (25. Juni 1810) war große Jagd zwischen Dätzingen und Ehningen, die drei Wochen lang täglich 4-5000 Menschen beschäftigte. Nicht nur die ganze hiesige Noblesse, ... sondern beinahe alles aus der umliegenden Gegend ... und sogar mehrere Gesellschaften von je 20 - 30 Personen von Stuttgart fanden sich ein, so dass die Gerüster, die für die zuschauenden Honoratioren errichtet wurden, beinahe nimmer alle fassen konnten. Alles was zu Wagen oder zu Pferd kam, führte seine eigene kalte Küche nebst dem erforderlichen Weine bei sich, so dass es um die Mittagszeit aussah, als wäre man in einem Lager, denn alles machte sich von den Gerüstern herunter ins Freie, um zu essen und zu trinken. Während dies geschah, ließen wir unsere bisherigen Standpunkte durch Landreiter bewachen, um den herandringenden zahlreichen Pöbel davon zurückzuhalten. Die Jagd selbst war sehenswürdig; es wurden über 60 Hirsche, sehr viele wilde Schweine, Rehböcke usw. erlegt ... und der König schien sehr vergnügt gewesen zu sein. Um sechs Uhr abends war der Spaß vorbei; nun ging's wieder nach Dätzingen zurück, wo abends Theater war. Ehe dieses aber geöffnet wurde, machte der Akteur Vincens verschiedene lustige Farcen; er ritt z.B. ... in roten Strümpfen und einer Perücke, die einen ungeheuer großen Haarbeutel hatte, in den Anlagen herum, wobei letzterer durch das schnelle Reiten immer in der Luft schwebte, worüber auch der gleichmütigste Zuschauer herzlich lachen musste... . Wie nun die Komödie beendet war, und der König bereits an der Tafel saß, supplicierte (bat) Vincens schriftlich bei ihm um eine Belohnung.... Der König nahm das Memorial (Bittschrift) auf, las es durch, äußerte aber, er möge jetzt für den Augenblick das Dekret nicht ausfertigen lassen, weil er nicht gerne von der Tafel aufstehen möchte. Vincens ließ ihm aber keine Ruhe, bis solches geschrieben wurde; ... .Um dem König die Bequemlichkeit zu verschaffen, dieses Dokument unterschreiben zu können, ohne aufstehen zu müssen, bot ihm Vincens den Rücken dar, auf dem er alsdann seinen "Friedrich" darunter setzte ...". Die hier beschriebene "große Jagd" (sog. "Festin-Jagd") sollte eine der letzten dieser Art in Württemberg sein. ... |