Sonntag, 18. Januar 2009

Ein Lernprozess

Ornamente


1. Ich habe einst Ornamente aus der Steinzeit gefunden. Es fiel mir auf, dass die ganze Fläche mit kongruenten hellen und dunklen Formen bedeckt war. Dies gilt für fast alle Ornamente aus der Steinzeit.


2. In der Folge versuchte ich, selbst etwas Ähnliches zu zeichnen, ohne die vorgefundenen Muster zu kopieren. Doch konnte mir dies nicht gelingen, wenn ich der Forderung nach Komplexität nachkommen wollte.


In der Schule hatte man mir beigebracht, die Menschen hätten vor etwa 5000 bis 8000 Jahren ein primitives Leben geführt, sie seien in halbtierischen Stammesgemeinschaften von Ort zu Ort gewandert und hätten vom Sammeln gelebt. Beim Versuch, ein Ornament wie die ihrigen zu konstruieren, traf mich die Erkenntnis, dass sie doch intelligenter waren als ich, dass wir aber mit unserer Denkweise ihre Intelligenz nicht fassen können. Ich gelangte zur Einsicht, dass es mir an äußerst wichtigem Wissen über den prähistorischen Menschen mangelt und dass das Versäumte offensichtlich selbst mit meinen bewährten Methoden nicht mehr nachzuholen ist.


So habe ich auch verstanden, dass das Ornament aus der Steinzeit nicht nur auf eine hohe Intelligenz hinweist, sondern uns auch dabei helfen kann, das Verhältnis des Menschen zur Welt zu deuten. Dunkel und Hell, Unten, und Oben, Kraft und Gegenkraft wären getrennt voneinander sinnlos. Haben wir aus unserem Alltag eine persönliche gegenseitige Verbindung mit der Welt einfach weggelassen? Sind wir dadurch für diese Zeichen blind geworden? Ist ihr Sinn für uns für immer im Abgrund verschwunden.


a.a.O. Imre Makovecz, Seite 90