Visionen des Nikolaus von Flüe
"Und es erschien eine große Menge von Leuten und hinter den Leuten erschien die Wahrheit, und alle hatten ihr Antlitz von der Wahrheit abgewendet. Und bei allen erschien am Herzen ein großes Gebrechen, es sah aus wie zwei zusammengeballte Fäuste. Und dieses Gebrechen war der "Eigennutz", der verführt die Leute so sehr, dass sie das Antlitz der Wahrheit nicht zu ertragen vermochten, so wenig, wie ein Mensch Feuerflammen zu ertragen vermag. Und vor Angst gingen sie unruhig hin und her..."
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"Da sah er daselbst eine Menge Leute, die taten schwere Arbeit; dazu waren sie sehr arm. Und er stand und schaute ihnen zu und wunderte sich sehr, dass sie so viel Arbeit hatten und doch so arm waren.... Und er sah einen Brunnen, daraus floss dreierlei: Wein,Öl und Honig. Dieser Brunnen floss so schnell wie der Strahlenblitz und machte ein so lautes Getöse, dass der Palast laut erscholl wie ein Horn. Und er verwunderte sich sehr, da die Leute so arm waren und doch niemand hineinging, aus dem Brunnen zu schöpfen, was sie wiederum so leicht hätten tun können, da der Brunnen für alle frei war.
Und er ging zur Türe hinaus. Da sah er die Leute schwere Arbeit tun und sie waren trotzdem arm. Da beobachtete er sie, was sie täten. Da sah er, dass eíner dastand, der hatte einen Zaun aufgestellt mitten durch den Platz. In der Mitte war ein Tor, das hielt er zu mit der Hand und sprach zu den Leuten: "Ich lasse euch weder hinein noch hinaus, es sei denn, ihr zahlt mir eine Geldmünze." Er sah Musikanten, die für die Leute spielten und von ihnen Geld wollten. Er sah Schneider und Schuhmacher und allerlei Handwerksleute, die Geld haben wollten. Doch sie waren alle so arm, dass sie kaum bekamen, was sie wollten. Und er sah niemanden hineingehen, um aus dem Brunnen zu schöpfen...."