Sonntag, 12. Juli 2009

Ehemaliger Waldorfschüler - Wolfgang Porsche


Wolfgang Porsche gilt als Diplomat der Porsche-Eignerfamilien



Von Marco Dalan Und Nikolaus Doll 12. Juli 2009, 04:00 Uhr

Wolfgang Porsche muss im endlosen Übernahmepoker des Sportwagenbauers mit VW bald Entscheidungen treffen, die den Ausgang bestimmen werden. Eines steht schon jetzt fest: Es wird am Ende Verlierer geben

Wolfgang Porsche gilt als Diplomat der Porsche-Eignerfamilien. Doch nun wird er auch seine harte Seite zeigen müssen

Die Stimme ist freundlich, das Lächeln weicht nicht aus seinem Gesicht. Auch nicht bei eher unangenehmen Fragen. "Diese Diskussion führen wir nicht in der Öffentlichkeit", sagt Wolfgang Porsche, als er auf den Machtkampf zwischen Porsche und VW, zwischen ihm und seinem Cousin Ferdinand Piëch angesprochen wird. Das war Mitte Mai auf der Hauptversammlung der Volkswagen-Tochter Audi. Wolfgang Porsche saß in der ersten Reihe des Audi-Forums in Neckarsulm und ließ sich in aller Seelenruhe fotografieren.

Der 66-jährige Porsche-Aufsichtsratsvorsitzende hat weder das aufbrausende Temperament von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking noch die Härte eines Ferdinand Piëch, der dem Aufsichtsrat von Volkswagen vorsteht. Er, der einst eine Waldorfschule besuchte und Porsche-Raritäten sammelt, ist der Diplomat der Familie. Doch in den kommenden Wochen ist mehr als ausgleichendes Geschick gefragt. Wolfgang Porsche hält das Schicksal des Sportwagenherstellers, das von Europas größtem Autobauer VW, von Wiedeking und Piëch in den Händen. Und eines ist bereits sicher: Anders als Wiedeking es im Verlauf des Porsche-VW-Übernahmepokers angekündigt hat, wird es Verlierer geben.

Wolfgang Porsche, so scheint es, wird zerrissen zwischen den Interessen seiner Vorstände in Stuttgart und denen von Piëch und den VW-Oberen in Wolfsburg. Der Sportwagenhersteller hat Milliardenschulden angehäuft bei dem Versuch, Volkswagen zu übernehmen. Der "David aus Stuttgart-Zuffenhausen" braucht Geld, und das schnell. In Wolfgang Porsches Hand liegt es nun, ob der Sportwagenhersteller eigenständig bleibt, mit dem Emirat Katar einen neuen Großaktionär erhält oder gar an VW verkauft wird. Denn die Porsches halten an der Porsche-Holding 53 Prozent, die Piëchs nur 47 Prozent. Wolfgang Porsche hat nun für den 23. Juli zu einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung geladen. Dann dürfte es zu einer Kampfabstimmung kommen....

Die gesamte Situation muss für Wolfgang Porsche äußerst unbehaglich sein. Der vierfache Vater ist zwar ein Zahlenmensch und ein Krimifreund, aber ein eher feinsinniger und leiser Mann, der seine Zeit auch mit Malerei verbringt. Seit fast zwei Jahrzehnten kümmert er sich um die Familienbeteiligungen. 27 Jahre lang war er Importeur für Yamaha-Motorräder in Österreich, und Familiengespräch ist immer noch, dass er seinem Cousin Ferdinand Piëch einst eine Vier-Zylinder-Maschine lediglich mit einem Minirabatt verkaufte.

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