"Wenn man nach Brüssel kommt, so trifft man dort das Wiertz‑Museum. Da sind Bilder des Malers Wiertz, und ich glaube nicht, daß es irgendeinen Menschen gebenkann, der nicht im allerhöchsten Maße überrascht wäre von der Eigenart der Bilder des Wiertz. Es sind ja allerdings Bilder, die nicht so gemalt sind, wie andere sie malen, aber sie haben eine außerordentlich eigene Note, sind zuweilen so, daß selbstverständlich der steife Philister sie verrückt finden wird. Nun, das ist ja vielleicht nicht immer ein Maßstab, aber jedenfalls sind auch solche drunter, von denen man im höchsten Maße ergriffen werden kann. Wiertz wurde geboren im Anfange des 19. Jahrhunderts aus armer Familie, war ein armer Kerl, wuchs auch als armer Kerl auf; aber wie durch eine Erleuchtung kam eines Tages über ihn der Gedanke ‑ und nun kam bei ihm zusammen, ich möchte sagen, wirkliche Berufung mit außerordentlicher Eitelkeit, die Dinge können ja zusammenkom men ‑ , er müsse ein Maler werden, größer als Rubens, Fortsetzer von Rubens, er müsse Rubens überrubensen; ein Über‑Rubens müsse er werden. Nicht wahr, man kann ja heute, in der Zeit nach Nietzsche, auch sagen: «Über‑Rubens». ... weiter: hier
Aus: Rudolf Steiner GA 169 S.129/130