Samstag, 19. September 2009

Goethe und Beethoven

Beschämt las ich in der Zeitung dieser Tage folgendes:

"Mein größter Respekt gebührt Beethoven"

"...eine Anekdote über Deutschland, die in China jedes Kind kennt: Als Beethoven und Goethe eines Tages zusammen die Straße entlangspazierten, sei ihnen die Kutsche des Königs entgegengekommen. Beethoven habe sich ihr hocherhobenen Haupts und ohne zur Seite zu weichen, entgegengestellt. Goethe aber sei zur Seite gegangen, habe sich verbeugt und respektvoll seinen Hut gezogen. ....

Ich meldete mich zu Wort und sagte, dass auch mir diese Anekdote wohl bekannt sei, Mo Yan habe jedoch ein wichtiges Detail dieser Geschichte ausgelassen. Beethoven war nämlich dem Wagen des Königs nicht nur nicht ausgewichen, er hatte auch gesagt: „Es gibt viele Könige auf der Welt, aber nur einen Beethoven.“

Quelle: FAZ http://www.faz.net/

Und welches Kind kennt das in Deutschland?

So findet sich die Geschichte auf der Seite "derWeg.org" :

Ein Kämpfer der Freiheit

Beethoven war kein Freund der Fürsten. Er wünschte, daß alle Menschen frei und gleich seien. Das waren damals auch die Gedanken der Französischen Revolution. 1812 lernte Beethoven in einem Kurort den Dichterfürsten Goethe kennen, den er verehrte. Eines Tages kamen den beiden bei einem gemeinsamen Spaziergang die Kaiserin und sehr vornehme Leute entgegen. Während Goethe höflich zur Seite trat und grüßte, machte Beethoven ihnen nicht Platz, sondern ging mitten durch sie hindurch. Für Beethoven war man nicht durch seine Geburt adelig und vornehm, sondern man wurde vornehm durch Tugend und Leistung im Leben.

Und an anderer Stelle:

An der Kreuzung zweier Promenaden im Teplitzer Schlossgarten spielte sich eine der berühmtesten Legenden ab. Am 23. Juli 1812 trafen sich hier zwei Persönlichkeiten der europäischen Kultur – der „Dichterfürst“ Johann Wolfgang von Goethe und der geniale Komponist Ludwig van Beethoven – mit der Kaiserin Marie Ludovika und ihrem Gefolge.

Bettina von Arnim, eine „Salonlöwin“ des 19. Jahrhunderts, zitierte in einem Brief einem ihrer Freunde einige Jahre nach dem Tode beider Künstler nachfolgendes Zeugnis, das ihr angeblich Beethoven selbst anvertraut hätte: „Als wir gestern vom Spaziergang zurückkehrten, trafen wir die ganze kaiserliche Familie. Goethe ließ meinen Arm los und stellte sich an die Seite des Weges. Ich konnte ihn keinen Schritt weiter bewegen. So schob ich mir den Hut in die Stirn, schloss meinen Gehrock, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging mitten durch die Gesellschaft hindurch. Prinzen und Höflinge bildeten Spalier, Herzog Rudolf verbeugte sich vor mir und die Kaiserin grüßte als Erste…“,während sich Goethe ehrfurchtsvoll vor dem Gefolge verneigte.


Und an anderer Stelle:

1812 traf er im böhmischen Bad Teplitz mit dem tief verehrten Goethe zusammen. Da kam es zu der berühmten Szene, wie Beethoven beim gemeinsamen Spaziergang den Hofstaat der Kaiserin mit grimmiger Miene zerteilte, während Goethe artig zur Seite trat. «Die Hofluft behagt ihm zu sehr», schrieb Beethoven darüber an seinen Musikverleger, «mehr, als es einem Dichter ziemt.» 1806 hatte er seinen Gönner Fürst Lichnowski belehrt: «Was Sie sind, sind Sie durch Zufall und Geburt. Was ich bin, bin ich durch mich.»