Sonntag, 28. Dezember 2008

Imre Makovecz - Ungarischer Architekt


Auf einer Reise nach Südost-Mitteleuropa war es möglich, einige Bauwerke des ungarischen Architekten Imre Makovecz zu besichtigen. Obwohl man seine beeindruckenden, einmaligen Kunstwerke dort überall sehen kann, so ist er doch relativ unbekannt. Man musste viele Leute fragen, um den Weg zu ihnen zu finden. Ein Student war denn auch regelrecht beschämt, dass er nichts von diesem Architekten von Weltrang wusste.

Aber nicht nur seine Gebäude sind bedeutsam, sondern auch die Gedanken, die hinter ihnen stehen. Man prüfe sie weniger auf ihre Richtigkeit oder Berechtigung hin, sondern folge mehr ihrer lebendigen Bewegung. Wenn man das tut, dann offenbart sich eine Persönlichkeit von hoher Bedeutung, eine Persönlichkeit, die ganz aus dem Wesen ihres Landes herauswächst, dieses aber zugleich wie ein Leuchtturm überragt und so zu einem Wegweiser für das Land und seine Menschen werden kann, wenn sie denn wahrgenommen wird. Damit hat sie nicht nur Bedeutung für den nationalen Umkreis, sondern auch für den Weltenkreis.

Es folgen nun Auszüge aus dem persönlichen Tagebuch dieser Reise und viele Texte aus dem Band:
Skizze der Waldschule - Mogyorohegy bei Visegrad, erbaut 1983-1987



Eigene Notizbucheinträge:

Bevor des Christus Gottessein
in Menschensphären trat herein,
die alten Kräfte schwanden hin
Naturkraft verlor Geist und Sinn.

Wild, grausam konnt ihr Wesen werden,
Urkräfte schwanden hin auf Erden.
Schamanen-Zauberkraft verschwinde-
Oh Menschenherz, den Christus finde.

Lausche auf der Landschaft Wort
Anders spricht ein jeder Ort
Leise flüsternd spricht er aus,
wie der Mensch erbau sein Haus.

Haus und Landschaft eng verbunden
Neue Einheit ward gefunden.
Nicht Gedankenkraft allein
lass der Wohnung Schöpfer sein.


Erfasse Erdenstoffe plastisch -
Baukunst entsteht - fantastisch

Literatur:
"Bewegte Form - Der Architekt
Imre Makovecz" von Anthony Tischhauser - erschienen im Jahr 2001 im Verlag Urachhaus.

Alle Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch.

„Architektur ist ihrem Ursprung nach nicht nur Architektur: Architektur ist ein Ereignis. ... Der Zugang zum Wesen eines Baues, oder wie auch immer man es nennen will, läuft nicht über das Anhäufen von Wissen ... Das Denken hat einen Inhalt, der immer schon existierte. Daraus kann sich etwas in unserer Welt manifestieren. Die Schwierigkeit des Manifestierens ist, dass es nie zu einer Vollendung kommt, sie kann nur auf den Prozess hinweisen. Die Eigenart der Denkwelt ist der Prozess in der Zeit selbst. Wir leben von der Gnade des Denkens. Das Objekt der Architektur ist das Gegenteil; absolut, eindeutig und stabil...“



„Ich glaube nicht an Architekten, die dem funktionellen Programm während des Entwurfs die Priorität geben und so moderne und intelligente Häuser definieren wollen. Entweder irren sie sich oder sie haben keine Phantasie und wissen nichts von der Architektur. Der echte Architekt geht auf den Bauplatz, um irgendwann in einem unerwarteten Moment das Haus zu entdecken, das er dort bauen wird. Dann ist es seine Aufgabe, diese innere Substanz herauszuarbeiten und sie in Archtitktur umzuwandeln. Anders gesprochen: Architektur ist kein architektonisches Problem – sie ist nur das Resultat....“


(Seite 23)