Sonntag, 7. September 2008

Rudolf Steiner über das Rassenvorurteil

Ein Kritikpunkt, der immer wieder von außen über Rudolf Steiner geäußert wird, ist seine vermeintliche Stellung zur Frage der "Rassen".
Dabei bleibt gewöhnlich unerkannt, dass in den frühen Werken das Wort Rasse aus traditionellen Gründen für Entwicklungszustände der Menschheit über Äonen hinweg gebraucht wird.
In Wirklichkeit gibt es viele Stellen in seinem Werk, aus denen hervorgeht, dass er eine zutiefst menschliche, moderne Haltung zu dieser Frage schon damals einnahm. Hier ein Beispiel:

Aus:
"Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten" -Praktische Gesichtspunkte

"Wenn ich zornig in oder mich ärgere, so richte ich einen Wall in der Seelenwelt um mich auf, und die Kräfte können nicht an mich herantreten, welche meine seelischen Augen entwickeln sollen....
Zu den Eigenschaften, die zum Beispiel ebenso bekämpft werden müssen wie Zorn und Ärger, gehören Furchtsamkeit, Aberglaube und Vorurteilssucht, Eitelkeit und Ehrgeiz, Neugierde und unnötige Mitteilssucht, das Unterschiedmachen in Bezug auf Menschen nach äußerlichen Rang-, Geschlechts-, Stammeskennzeichen und so weiter. In unserer Zeit wird man recht schwer begreifen, dass die Bekämpfung solcher Eigenschaften etwas zu tun habe mit der Erhöhung der Erkenntnisfähigkeit. Aber jeder Geheimwissenschafter weiß, dass von solchen Dingen viel mehr abhängt als von der Erweiterung der Intelligenz und von dem Anstellen künstlicher Übungen. Insbesondere kann leicht ein Missverständnis darüber entstehen, wenn manche glauben, dass man sich tollkühn machen solle, weil man furchtlos sein soll, dass ,am sich vor den Unterschieden der Menschen verschließen soll, weil man die Standes-, Rassen- und so weiter Vorurteile bekämpfen soll. Man lernt vielmehr erst richtig erkennen, wenn man nicht mehr in Vorurteilen befangen ist. Schon in gewöhnlichem Sinne ist es richtig, dass mich die Furcht vor einer Erscheinung hindert, sie klar zu beurteilen, dass mich ein Rassenvorurteil hindert, in eines Menschen Seele zu blicken. Diesen gewöhnlichen Sinn muss der Geheimschüler in großer Feinheit und Schärfe bei sich zur Entwickelung bringen."