Wenn Politiker in die jeweilige Weltregion fahren, sollten sie Verständnis für die Grundstimmung der dortigen Menschen zeigen. In Asien sollte man sich vor der Weisheit, deren Träger gewöhnlich die älteren Menschen sind, innerlich und äußerlich verneigen. Kritik empfindet ein asiatischer, älterer Mensch als eine tiefe Beleidigung und Verletzung seiner Persönlichkeit. Aber er würde dies nie zeigen. (Deshalb auch der exzessive Einsatz von Kritik und Selbstkritik durch die kommunistische Partei z.B. Chinas, um die Persönlichkeiten der Menschen gründlich zu vernichten) :
Dazu Auszüge aus einem Artikel der FAZ vom 3.Juni 2011:
Merkel in Indien und Singapur
Die Bundeskanzlerin und der Premierminister von Singapur, Lee Hsien Loong
Manche Mitglieder der deutschen Delegation bewahrten sich den Blick fürs Kuriose, etwa für das höfische Zeremoniell in Delhi oder den blauen Turban des Regierungschefs mit dem darauf thronenden Kopfhörer für die Simultanübersetzung. Die Bundeskanzlerin hingegen zeigte sich schlicht ergriffen vom indischen Ministerpräsidenten. Manmohan Singh, so schwärmte sie, sei lebenserfahren und tolerant, gehe ruhig an die Dinge heran und habe ein großes Verständnis von der Welt: „Ich denke dreimal nach, bevor ich einen Gedanken von ihm verwerfe.“
Angela Merkel ist nicht als Lehrmeisterin nach Asien gereist. Sie kam als Zuhörerin. Die deutschen Sorgen schienen zu schrumpfen, als die Kanzlerin am Mittwoch mit den Herausforderungen Indiens konfrontiert wurde. Fünfhundert Millionen junge Inder sollen in den nächsten Jahren für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden, ließ sie sich von Singh erklären. Dagegen nimmt sich ein Problem wie die deutsche Sockelarbeitslosigkeit wie eine Bagatelle aus. „Respekt“ vor den indischen Anstrengungen forderte Frau Merkel und bezeichnete es als unangebracht, ihre asiatischen Gastgeber mit deutschen Kleinigkeiten zu behelligen. Letztere Bemerkung war auch an mitreisende Hauptstadtjournalisten gerichtet, die wiederholt wissen wollten, wie die ausländischen Regierungschefs auf den in Deutschland gerade beschlossenen Atomausstieg reagierten.
Manche Mitglieder der deutschen Delegation bewahrten sich den Blick fürs Kuriose, etwa für das höfische Zeremoniell in Delhi oder den blauen Turban des Regierungschefs mit dem darauf thronenden Kopfhörer für die Simultanübersetzung. Die Bundeskanzlerin hingegen zeigte sich schlicht ergriffen vom indischen Ministerpräsidenten. Manmohan Singh, so schwärmte sie, sei lebenserfahren und tolerant, gehe ruhig an die Dinge heran und habe ein großes Verständnis von der Welt: „Ich denke dreimal nach, bevor ich einen Gedanken von ihm verwerfe.“
Angela Merkel ist nicht als Lehrmeisterin nach Asien gereist. Sie kam als Zuhörerin. Die deutschen Sorgen schienen zu schrumpfen, als die Kanzlerin am Mittwoch mit den Herausforderungen Indiens konfrontiert wurde. Fünfhundert Millionen junge Inder sollen in den nächsten Jahren für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden, ließ sie sich von Singh erklären. Dagegen nimmt sich ein Problem wie die deutsche Sockelarbeitslosigkeit wie eine Bagatelle aus. „Respekt“ vor den indischen Anstrengungen forderte Frau Merkel und bezeichnete es als unangebracht, ihre asiatischen Gastgeber mit deutschen Kleinigkeiten zu behelligen. Letztere Bemerkung war auch an mitreisende Hauptstadtjournalisten gerichtet, die wiederholt wissen wollten, wie die ausländischen Regierungschefs auf den in Deutschland gerade beschlossenen Atomausstieg reagierten.
Das Missionieren lag der Kanzlerin in Asien fern. Dass Indien auf seinem Entwicklungsweg auf den forcierten Ausbau der Atomkraft setze, „haben wir nicht zu kritisieren“, beschied sie. ...Angela Merkel folgte ihrem Sinn für Proportionen und wollte die ungleiche Partnerschaft zwischen den 80 Millionen Deutschen und den 1,2 Milliarden Indern nicht mit moralischen Überheblichkeiten belasten.
...
In Singapur erwartete sie - neben dem Regierungschef - abermals ein alter weiser Mann, dem sie vor allem Fragen stellte: Lee Kuan Yew, der Staatsgründer Singapurs und Vater des amtierenden Premierministers. Wieder war die Kanzlerin beeindruckt von Scharfsinn und Weltsicht des Greises, diesmal allerdings mit den gebotenen Abstrichen demokratischer Gesinnung. ...
Öffentliche Ratschläge, gar Kritik, verkniff sich Frau Merkel auch in Singapur. ... Auch [den indonesischen Staatspräsidenten Susilo Bambang Yudhoyono] ...schätzt Frau Merkel sehr, weshalb sie ihn im kommenden Jahr zum ersten Mal besuchen will.
Text: F.A.Z.