"Ich gebe meine Stimme nicht ab!
Ich behalte meine Stimme!
Ich erhebe meine Stimme!"
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Montag, 22. August 2011
Montag, 15. August 2011
Träume sind keine Schäume:
Zitate aus ZEIT-online:
Ursula Voss: Ich bin da mittlerweile skeptisch. Im Rahmen einer Studie haben wir untersucht, wie sich die Träume von körperlich behinderten und nicht behinderten Menschen unterscheiden. 50 Probanden führten Tagebuch über ihre Träume. Vier der Versuchspersonen waren von Geburt an gelähmt, zehn taubstumm und 36 nicht behindert.
Voss: Es war verblüffend. Menschen, die in der Realität noch nie etwas gehört haben, träumten zum Beispiel von den Klängen eines Violinkonzerts. Gelähmte konnten im Traum gehen, Taubstumme hören und sprechen. In einigen Träumen waren Menschen auf einen Rollstuhl angewiesen, doch es handelte sich dabei um Träume von Nichtbehinderten. Auch Taubstummheit spielte manchmal eine Rolle – nicht aber bei taubstummen Probanden. Ein zentraler Bestandteil des realen Lebens behinderter Menschen, ihre Behinderung, kommt in ihren Träumen nicht vor. ..."
"Paul McCartney behauptet, er habe die Melodie für den Beatles-Welthit Yesterday Mitte der 1960er Jahre geträumt."
Quelle: http://www.zeit.de/2011/32/Traeume-Interview-Titel/seite-1
Quelle: http://www.zeit.de/2011/32/Traeume-Interview-Titel/seite-1
Über Träume:
Es ist schon etwas Besonderes, wenn ein Wissenschaftler, der einem fundamentalen Irrtum unterliegt, durch sein eigenes Schicksal so deutlich auf die Wahrheit hingewiesen wird:
Zitate aus "ZEIT":
http://www.zeit.de/2011/32/Traeume-Wissenschaft
"Die Renaissance der Traumforschung begann mit heftigem Schwindel. Am 1. Februar 2001 saß Allan Hobson, der einflussreichste Schlafforscher der letzten Jahrzehnte, mit seiner Frau Lia beim Frühstück. Plötzlich drehte sich alles um ihn. Hobson, damals 68, presste seinen Kopf auf den Tisch, um das Gleichgewicht zu halten. Lia, eine Neurologin, erkannte die Symptome eines Schlaganfalls und brachte ihren Mann ins Krankenhaus. Eine Arterie in seinem Hirnstamm war geplatzt.
Der Schlaganfall brachte auch Hobsons Schlaf durcheinander. In den ersten zehn Tagen schlief er überhaupt nicht. Seine Träume blieben noch länger aus. Stattdessen hatte er im Wachen furchtbare Halluzinationen – so als wollte sein Gehirn dringend träumen. Sein erster Traum, 38 Tage nach dem Schlaganfall, kam just in jener Phase, in der er auch das Gehen wieder lernte. Das war kein Zufall, davon ist Hobson überzeugt – erst träumend habe sein Gehirn die grundlegenden Fähigkeiten wiedererlangt. Mittlerweile glaubt er sogar: »Ohne Träume gibt es kein Bewusstsein.«
"Ausgerechnet Allan Hobson! Der Psychiater hatte die Träume einst mit aller Macht den bisherigen Traumdeutern entreißen wollen, er hat sie gar zum sinnlosen Abfallprodukt der Hirntätigkeit degradiert."
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Worüber er allerdings nicht nachdachte, ist, dass seine Träume mit dem neuen Gehenlernen zusammen kamen!
Zitate aus "ZEIT":
http://www.zeit.de/2011/32/Traeume-Wissenschaft
"Die Renaissance der Traumforschung begann mit heftigem Schwindel. Am 1. Februar 2001 saß Allan Hobson, der einflussreichste Schlafforscher der letzten Jahrzehnte, mit seiner Frau Lia beim Frühstück. Plötzlich drehte sich alles um ihn. Hobson, damals 68, presste seinen Kopf auf den Tisch, um das Gleichgewicht zu halten. Lia, eine Neurologin, erkannte die Symptome eines Schlaganfalls und brachte ihren Mann ins Krankenhaus. Eine Arterie in seinem Hirnstamm war geplatzt.
Der Schlaganfall brachte auch Hobsons Schlaf durcheinander. In den ersten zehn Tagen schlief er überhaupt nicht. Seine Träume blieben noch länger aus. Stattdessen hatte er im Wachen furchtbare Halluzinationen – so als wollte sein Gehirn dringend träumen. Sein erster Traum, 38 Tage nach dem Schlaganfall, kam just in jener Phase, in der er auch das Gehen wieder lernte. Das war kein Zufall, davon ist Hobson überzeugt – erst träumend habe sein Gehirn die grundlegenden Fähigkeiten wiedererlangt. Mittlerweile glaubt er sogar: »Ohne Träume gibt es kein Bewusstsein.«
"Ausgerechnet Allan Hobson! Der Psychiater hatte die Träume einst mit aller Macht den bisherigen Traumdeutern entreißen wollen, er hat sie gar zum sinnlosen Abfallprodukt der Hirntätigkeit degradiert."
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Worüber er allerdings nicht nachdachte, ist, dass seine Träume mit dem neuen Gehenlernen zusammen kamen!
Sonntag, 14. August 2011
"Im Rückblick muss ich sagen, dass der 11. September 2001 ein Einschnitt war. Ich weiß noch genau, dass ich an diesem Tag den bis dahin größten Verlust meiner Karriere gemacht habe, seltsamerweise aber nicht nachdem die Flugzeuge in die Türme geflogen sind, sondern davor. Das ging allen Händlern in unserem Handelshaus so. Es gab da Kursschwankungen, die ich mir nicht erklären konnte und die auch später eigentlich keinen Sinn ergaben, es sei denn, man würde denken, es habe vorher jemand von dem Anschlag gewusst."
FAZ vom 13.August 2011 - S.40
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Börsentagebuch
Aus der Kurve
Er ist ein Day Trader und spekuliert an der Börse. Aber im Moment versteht er sie nicht mehr. Tagebuch einer Woche, in der die Welt angeblich pleitegehen sollte. Aufgezeichnet von Marcus Jauer.
Montag, 8.8.2011
Die ersten Order habe ich noch plaziert, bevor ich am Sonntag ins Bett gegangen bin, das war gegen Mitternacht, als in Asien die Börse öffnete. Zwei Tage zuvor hatte eine große Ratingagentur die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten herabgestuft, und wie wahrscheinlich alle rechnete ich damit, dass die Kurse in dieser Woche fallen würden, wenn nicht sogar einbrechen. Die Frage war nur, um wie viel.
Eigentlich kann es mir egal sein, ob die Kurse steigen oder fallen, mein Ziel besteht darin, in jedem Fall Geld zu verdienen, so oder so. Ich bin Börsenhändler, man könnte auch sagen ein Day Trader, aber den Begriff mag ich nicht so. Ich bin keiner, der nur für den Tag spekuliert. Früher habe ich für Handelshäuser gearbeitet, seit drei Monaten bin ich selbständig und arbeite nur noch mit meinem eigenen Geld. Ich habe mich auf Futures spezialisiert, das sind Termingeschäfte, die man sich wie Wetten vorstellen muss. Man spekuliert darauf, dass ein bestimmter Kurs bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einen bestimmten Wert steigt oder fällt, was nicht heißt, dass man das Papier bis zur Fälligkeit halten muss. Normalerweise wird ein Future glattgestellt, sobald der Kurs in die richtige Richtung läuft, das kann nach wenigen Sekunden sein. Das ist einer der Vorteile auf dem Markt für Termingeschäfte, alles geht schnell und direkt. Außerdem ist es billiger, als mit Aktien zu handeln. Man braucht weniger Geld, um mitzuspielen.
Als ich heute Morgen gegen acht den Computer hochgefahren habe, waren die Kurse weniger gefallen, als ich vermutet hatte, ich hab also auch weniger verdient als erhofft. Das ist meistens so. Wenn alle den Weltuntergang erwarten, tritt er nicht ein. Wir haben zwar in den letzten Tagen immer wieder ungewöhnlich stark schwankende Kurse gesehen mit aggressiven Ausschlägen. Aber ich glaube nicht, dass sich das allein damit erklären lässt, dass die Amerikaner so hohe Schulden haben und die Europäer Schwierigkeiten mit ihrer Währung, das sind beides keine Neuigkeiten, auch wenn die Presse seit dem Wochenende alles, was aus dem Finanzbereich kommt, über Liveticker meldet.
Im Moment ist früher Vormittag, und der Dax bewegt sich bisher kaum nach unten. Ich denke, ich halte mich heute erst einmal zurück und schaue aus der zweiten Reihe, ob es zum Ausverkauf kommt. Womöglich beruhigt sich alles ganz schnell wieder und Mitte der Woche reden wir schon über etwas anderes.
Dienstag, 9.8.2001
Ich habe gestern Abend dann noch sehr viel Geld verloren. Ich will nicht sagen, wie viel, aber das war ein rabenschwarzer Tag. Normalerweise steige ich aus, sobald ich mehr verloren habe, als ich an einem guten Tag gewinne. Das ist mein Limit, aber daran habe ich mich gestern nicht gehalten. Bis Mittag sah es noch so aus, als würde sich der Markt stabilisieren, aber dann brachen die Kurse ein, die Anleihen stiegen, es gab ständig neue Höchst- und Tiefststände, und ich bin immer wieder rein. Am Ende hatte ich in nur zwei, drei Stunden das Geld vernichtet, das ich in den letzten drei, vier Wochen verdient habe.
Würde ich noch in einem Handelshaus arbeiten, wäre längst mein Chef gekommen und hätte gefragt, was ich da mache. Es gibt für jeden Händler ein Exit-Limit. Wer das überschreitet, dem schalten sie den Rechner aus. Aber jetzt arbeite ich von zu Hause, ohne Chef, ohne die anderen Händler, die mit mir im Saal sitzen. Das ist weniger Wettbewerb, aber nicht weniger Druck, jetzt geht es ja um mein eigenes Geld. Ich habe einen Arbeitsplatz mit vier Bildschirmen, auf zweien beobachte ich den Markt, auf zweien meine Order, ab und an meldet sich noch der Nachrichtenkanal und bringt News aus der Finanzbranche.
Ich fange meist gegen 8 Uhr an und höre auf, wenn ich genug verdient habe. Normalerweise versuche ich zwischendrin immer wieder aufzustehen, auf die Straße zu gehen, zum Bäcker, um Abstand zu bekommen, aber das habe ich gestern nicht geschafft. Bis ich abends um zehn den Rechner abgeschaltet habe, hatte ich kaum etwas gegessen. Das ist nicht gut. Der Job ist anstrengend, man muss sich konzentrieren. Man beobachtet den Markt und versucht, ein Gefühl dafür zu bekommen, wohin er steuert und wann das Momentum entsteht, wo man handeln muss. Es ist wie beim Fußball. Man sieht, dass das Spiel eine Richtung nimmt, und spürt irgendwann, dass gleich ein Tor fallen müsste, und dann fällt es. Oder es fällt nicht, das Momentum geht vorbei und ein neuer entsteht, weil nun die Chancen für einen Konter steigen.
Aber zurzeit funktioniert das nicht. Es ist, als könne jederzeit alles passieren. Die Kurse und die Nachrichten passen nicht mehr zusammen. Geben die amerikanische Notenbanken oder die europäischen Finanzminister große Entscheidungen bekannt, beschäftigt das die Märkte nur ein, zwei Minuten. Gleichzeitig brechen sie wegen Ereignissen ein, die seit langem bekannt sind. Ich kann mir das nicht erklären. Ich bin seit dreizehn Jahren Börsenhändler, aber gerade scheint mich meine Erfahrung sogar eher zu stören. Ich versuche immer, Muster wiederzuerkennen, aber da sind keine. Als gestern Nachmittag die Kurse fielen, dachte ich, das muss doch irgendwann mal aufhören, es ist doch gar nichts passiert, aber sie fielen immer weiter. Am Ende wurden alle panisch, und ich war mit bis zu sieben Produkten gleichzeitig im Handel. Heute werde ich mich auf jeden Fall zurückhalten. Ich muss erst einmal analysieren, was da überhaupt passiert ist.
Mittwoch, 10.8.2011
Der Tag war für mich schmerzfrei. Ich scheine mich langsam an die Bewegungen zu gewöhnen, aber ich handele im Moment auch sehr kurzfristig. Am Morgen war der Dax noch einmal gefallen, das hatte ich zwar so erst nicht erwartet, war dann aber gut dabei. Ich hab vermutet, dass er danach wieder steigt, aber erst passierte nichts, und dann fiel er wieder. Es klingt für einen Börsenhändler, der im Markt doch ständig mehrere Indikatoren prüft, sicher ein bisschen simpel, wenn er sagt, heute ist der Dax sechshundert Punkte gefallen, also muss er bald auch wieder nach oben gehen, aber die Wahrheit ist im Moment archaisch.
Ich habe Ende der neunziger Jahre angefangen zu handeln. Ich hatte Volkswirtschaft studiert und eine Ausbildung bei einer Investmentbank begonnen, als ein Handelshaus kam und mir anbot, gleich mit richtigem Geld zu arbeiten. Wenn es funktionierte, konnte ich bleiben, wenn nicht, würden sie mich feuern. Mich hat das nicht geschreckt, damals wurden einem die Jobs in der Finanzbranche nur so nachgeworfen. Aber ich hab mich durchgesetzt. Ich habe schnell gelernt, dass man als Händler zwei Eigenschaften haben muss, die sich eigentlich widersprechen. Man muss aggressiv sein und gelassen. Je nachdem, wie diese zwei Eigenschaften sich bei einem verteilen, gehört man eher zu den risikobereiteren Händlern oder zu den vorsichtigeren. Trotzdem, man braucht beide.
Als ich später für ein Handelshaus in einer Steueroase gearbeitet habe, hatte ich zwei Chefs, die zwei vollkommen unterschiedliche Ansätze fuhren. Der eine war eher ein Macho, der überall Gelegenheiten erkannte, oft viel verdiente, nach einer Zeit aber immer auch schwer einbrach. Der andere war ein ruhiger Asiate, der es hasste, Geld zu verlieren, und sich lieber mal ein Geschäft entgehen ließ. Der eine hatte große Ausschläge, der andere nicht, doch über das Jahr haben beide gleich gut verdient. Jeder hat eben seinen Rhythmus. Ich bin eher jemand, bei dem es zwei, drei Wochen läuft, der sich dann zu sicher wähnt und einen Absturz hat. Insofern kenne ich solche Situationen wie am Montag. Ich bin nur froh, dass ich das jetzt noch zwei Tage aufholen kann, sonst wär das Wochenende gelaufen. Aber heute mache ich mal um fünf Schluss und gehe zum Fußballtraining.
Donnerstag, 11.8.2011
Heute ist es gut gelaufen. Ich habe wie seit Dienstag schon den ganzen Tag gescalpt, so nennt man das, wenn einer ohne klare Strategie im Markt liegt und einfach nur schnell kauft und wieder verkauft. Das ist zwar orientierungslos, aber trotzdem anstrengend. Zu Beginn fiel der Dax auf ein neues Tief, dann kamen die Konjunkturdaten aus Amerika, die besser waren als gedacht, und er stieg wieder. Es hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn sie gar keinen Effekt gehabt hätten. Insgesamt habe ich 241 Order abgegeben, was heißt, dass ich jeden Future nach etwa einer Minute wieder verkauft habe. Inzwischen habe ich die Verluste vom Montag zur Hälfte wettgemacht. Das hätte ich zum Beispiel auch nicht erwartet.
Die Schwankungen, die wir jetzt sehen, kenne ich eigentlich nur vom Ende der neunziger Jahre. Damals gab es viel weniger Händler, es war viel weniger Geld im Spiel, und die Order wurden fast alle von Menschen abgegeben, wenn auch schon nicht mehr per Telefon. Im Rückblick muss ich sagen, dass der 11. September 2001 ein Einschnitt war. Ich weiß noch genau, dass ich an diesem Tag den bis dahin größten Verlust meiner Karriere gemacht habe, seltsamerweise aber nicht nachdem die Flugzeuge in die Türme geflogen sind, sondern davor. Das ging allen Händlern in unserem Handelshaus so. Es gab da Kursschwankungen, die ich mir nicht erklären konnte und die auch später eigentlich keinen Sinn ergaben, es sei denn, man würde denken, es habe vorher jemand von dem Anschlag gewusst.
Als ökonomisches Ereignis selbst ist der 11. September gar nicht so bedeutend gewesen, aber ab der Zeit danach drückte sehr viel Geld in den Markt, die Umsätze vervielfachten sich, die Gebühren sanken, und nach und nach kamen Computer auf. Heute wird ein Großteil der Order von Rechnern plaziert, die im Millisekunden-Takt miteinander handeln und die Limits, die ihnen einprogrammiert sind, nie überschreiten. Anders als ich sind sie damit nicht so anfällig für Katastrophentage, aber ich bin kein Freund von Computern als Händlern, ich habe mich auch nie bemüht, selbst Programme zu schreiben, wie das einige meiner Kollegen machen.
Ich kenne mich mit Computern nicht aus. Wenn bei mir zu Hause das Internet langsamer wird, bekomme ich eine Warnung. Dann muss ich einen Techniker holen und gehe bis dahin aus dem Markt. Es ist inzwischen alles so miteinander vernetzt, dass sich die Maschinen verselbständigen können und sich gegenseitig runterkaufen wie vor gut einem Jahr, als der Dow Jones plötzlich fast tausend Punkte verlor, ohne dass es einen Grund dafür zu geben schien, bis herauskam, dass es ein Computerfehler war.
Ich kann auch nicht sagen, ob all das - die Computer, das Geld, die Geschwindigkeit - die Bewegungen im Markt beruhigt haben, aber solche Ausschläge wie im Moment hatten wir in den letzten Jahren nur bei wirklichen Einschnitten, beispielsweise als Lehman Brothers pleiteging. Das war eine wichtige Bank, das hatte konkrete Auswirkungen auf die Leute. Die Panik, die jetzt im Markt ist, scheint mit keiner bestimmten Nachricht zusammenzuhängen. Man spürt nur, dass alle ihr Geld zurückziehen, sobald die Kurse fallen.
Freitag, 12.8.2011
Nachdem es in den letzten Tagen Gerüchte um die Kreditwürdigkeit Frankreichs gegeben hatte und eine französische Bank bereits unter Druck geriet, haben gestern Abend vier europäische Länder Leerverkäufe für Bankaktien verboten. Bei einem Leerverkauf setzt der Händler auf fallende Kurse, und die Hoffnung ist, dass der Kurs stabil bleibt, wenn man ihm den Leerverkauf verbietet. Im Moment scheint das aufgegangen zu sein. Die Kurse haben sich konsolidiert, aber ich weiß nicht, ob das lange anhält. Jetzt warten alle darauf, dass die Börse in Amerika öffnet, damit man sieht, wie sich die Spieler positionieren, bevor es über das Wochenende keine Möglichkeit mehr gibt, auf Nachrichten zu reagieren.
Am Ende dieser Woche kann ich sagen, dass sie mir sicher in Erinnerung bleiben wird. Den Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, ging es genauso. Einige haben in den letzten Tagen viel Geld verloren, einige viel gewonnen, aber unruhig geschlafen haben sie alle. Ich bin mit meiner Strategie, ohne eigene Meinung richtungslos im Markt zu treiben, um dann immer nur kurzfristig zu reagieren, ab Dienstag ganz gut durchgekommen, ich denke auch, dass das funktionieren wird, bis sich die Kurse wieder beruhigt haben. Dass die Entwicklung aber so wenig mit der realen Nachrichtenlage zusammenhängt, hat es so bisher nicht gegeben. Man kann sich eigentlich auf keinen Indikator mehr verlassen.
Kann sein, dass sich für jemanden, der sich nicht an der Börse bewegt, das Virtuelle an meinem Job, wenn nicht das Sinnentleerte, nur noch verstärkt, während der Bürger mit seinem Steuergeld für die Rettung der Banken einstehen muss, aber so sehe ich das nicht. Ich habe viele Leute gekannt, die bei Lehman Brothers gearbeitet haben und denen nun, wie all den anderen Investmentbankern, Gier unterstellt wird. Aber das waren clevere Burschen, die wollten nichts Böses, die haben nur Instrumente angewendet, die ihnen erlaubt waren, und erlaubt hatte sie ihnen die Regierung. Dieselbe Regierung, die später entschied, dass einige Banken zu groß sind, um sie sterben zu lassen, dabei hatten sie Fehler gemacht wie alle anderen. Wenn ich einen Fehler mache, stand früher im Handelshaus mein Chef hinter mir, ich habe auf die Finger bekommen und daraus gelernt. Die Banken dagegen sind heute mit größerem Risiko im Markt als jemals zuvor.
Meine Eltern sind beide Ärzte. Ich weiß natürlich, dass auch mein Beruf eine ethische Komponente hat. Dazu muss ich mir gar nicht anschauen, wie Termingeschäfte über die Nahrungsmittelpreise in der Dritten Welt bestimmen können. Ich habe solche Geschäfte bislang nicht gemacht, sie sind nicht mein Bereich, aber sie sind erlaubt, und ich bin mit mir übereingekommen, dass ich alles mache, was erlaubt ist. Ich habe Freude an meiner Arbeit.
Würde ich noch in einem Handelshaus arbeiten, wäre längst mein Chef gekommen und hätte gefragt, was ich da mache. Es gibt für jeden Händler ein Exit-Limit. Wer das überschreitet, dem schalten sie den Rechner aus. Aber jetzt arbeite ich von zu Hause, ohne Chef, ohne die anderen Händler, die mit mir im Saal sitzen. Das ist weniger Wettbewerb, aber nicht weniger Druck, jetzt geht es ja um mein eigenes Geld. Ich habe einen Arbeitsplatz mit vier Bildschirmen, auf zweien beobachte ich den Markt, auf zweien meine Order, ab und an meldet sich noch der Nachrichtenkanal und bringt News aus der Finanzbranche.
Ich fange meist gegen 8 Uhr an und höre auf, wenn ich genug verdient habe. Normalerweise versuche ich zwischendrin immer wieder aufzustehen, auf die Straße zu gehen, zum Bäcker, um Abstand zu bekommen, aber das habe ich gestern nicht geschafft. Bis ich abends um zehn den Rechner abgeschaltet habe, hatte ich kaum etwas gegessen. Das ist nicht gut. Der Job ist anstrengend, man muss sich konzentrieren. Man beobachtet den Markt und versucht, ein Gefühl dafür zu bekommen, wohin er steuert und wann das Momentum entsteht, wo man handeln muss. Es ist wie beim Fußball. Man sieht, dass das Spiel eine Richtung nimmt, und spürt irgendwann, dass gleich ein Tor fallen müsste, und dann fällt es. Oder es fällt nicht, das Momentum geht vorbei und ein neuer entsteht, weil nun die Chancen für einen Konter steigen.
Aber zurzeit funktioniert das nicht. Es ist, als könne jederzeit alles passieren. Die Kurse und die Nachrichten passen nicht mehr zusammen. Geben die amerikanische Notenbanken oder die europäischen Finanzminister große Entscheidungen bekannt, beschäftigt das die Märkte nur ein, zwei Minuten. Gleichzeitig brechen sie wegen Ereignissen ein, die seit langem bekannt sind. Ich kann mir das nicht erklären. Ich bin seit dreizehn Jahren Börsenhändler, aber gerade scheint mich meine Erfahrung sogar eher zu stören. Ich versuche immer, Muster wiederzuerkennen, aber da sind keine. Als gestern Nachmittag die Kurse fielen, dachte ich, das muss doch irgendwann mal aufhören, es ist doch gar nichts passiert, aber sie fielen immer weiter. Am Ende wurden alle panisch, und ich war mit bis zu sieben Produkten gleichzeitig im Handel. Heute werde ich mich auf jeden Fall zurückhalten. Ich muss erst einmal analysieren, was da überhaupt passiert ist.
Mittwoch, 10.8.2011
Der Tag war für mich schmerzfrei. Ich scheine mich langsam an die Bewegungen zu gewöhnen, aber ich handele im Moment auch sehr kurzfristig. Am Morgen war der Dax noch einmal gefallen, das hatte ich zwar so erst nicht erwartet, war dann aber gut dabei. Ich hab vermutet, dass er danach wieder steigt, aber erst passierte nichts, und dann fiel er wieder. Es klingt für einen Börsenhändler, der im Markt doch ständig mehrere Indikatoren prüft, sicher ein bisschen simpel, wenn er sagt, heute ist der Dax sechshundert Punkte gefallen, also muss er bald auch wieder nach oben gehen, aber die Wahrheit ist im Moment archaisch.
Ich habe Ende der neunziger Jahre angefangen zu handeln. Ich hatte Volkswirtschaft studiert und eine Ausbildung bei einer Investmentbank begonnen, als ein Handelshaus kam und mir anbot, gleich mit richtigem Geld zu arbeiten. Wenn es funktionierte, konnte ich bleiben, wenn nicht, würden sie mich feuern. Mich hat das nicht geschreckt, damals wurden einem die Jobs in der Finanzbranche nur so nachgeworfen. Aber ich hab mich durchgesetzt. Ich habe schnell gelernt, dass man als Händler zwei Eigenschaften haben muss, die sich eigentlich widersprechen. Man muss aggressiv sein und gelassen. Je nachdem, wie diese zwei Eigenschaften sich bei einem verteilen, gehört man eher zu den risikobereiteren Händlern oder zu den vorsichtigeren. Trotzdem, man braucht beide.
Als ich später für ein Handelshaus in einer Steueroase gearbeitet habe, hatte ich zwei Chefs, die zwei vollkommen unterschiedliche Ansätze fuhren. Der eine war eher ein Macho, der überall Gelegenheiten erkannte, oft viel verdiente, nach einer Zeit aber immer auch schwer einbrach. Der andere war ein ruhiger Asiate, der es hasste, Geld zu verlieren, und sich lieber mal ein Geschäft entgehen ließ. Der eine hatte große Ausschläge, der andere nicht, doch über das Jahr haben beide gleich gut verdient. Jeder hat eben seinen Rhythmus. Ich bin eher jemand, bei dem es zwei, drei Wochen läuft, der sich dann zu sicher wähnt und einen Absturz hat. Insofern kenne ich solche Situationen wie am Montag. Ich bin nur froh, dass ich das jetzt noch zwei Tage aufholen kann, sonst wär das Wochenende gelaufen. Aber heute mache ich mal um fünf Schluss und gehe zum Fußballtraining.
Donnerstag, 11.8.2011
Heute ist es gut gelaufen. Ich habe wie seit Dienstag schon den ganzen Tag gescalpt, so nennt man das, wenn einer ohne klare Strategie im Markt liegt und einfach nur schnell kauft und wieder verkauft. Das ist zwar orientierungslos, aber trotzdem anstrengend. Zu Beginn fiel der Dax auf ein neues Tief, dann kamen die Konjunkturdaten aus Amerika, die besser waren als gedacht, und er stieg wieder. Es hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn sie gar keinen Effekt gehabt hätten. Insgesamt habe ich 241 Order abgegeben, was heißt, dass ich jeden Future nach etwa einer Minute wieder verkauft habe. Inzwischen habe ich die Verluste vom Montag zur Hälfte wettgemacht. Das hätte ich zum Beispiel auch nicht erwartet.
Die Schwankungen, die wir jetzt sehen, kenne ich eigentlich nur vom Ende der neunziger Jahre. Damals gab es viel weniger Händler, es war viel weniger Geld im Spiel, und die Order wurden fast alle von Menschen abgegeben, wenn auch schon nicht mehr per Telefon. Im Rückblick muss ich sagen, dass der 11. September 2001 ein Einschnitt war. Ich weiß noch genau, dass ich an diesem Tag den bis dahin größten Verlust meiner Karriere gemacht habe, seltsamerweise aber nicht nachdem die Flugzeuge in die Türme geflogen sind, sondern davor. Das ging allen Händlern in unserem Handelshaus so. Es gab da Kursschwankungen, die ich mir nicht erklären konnte und die auch später eigentlich keinen Sinn ergaben, es sei denn, man würde denken, es habe vorher jemand von dem Anschlag gewusst.
Als ökonomisches Ereignis selbst ist der 11. September gar nicht so bedeutend gewesen, aber ab der Zeit danach drückte sehr viel Geld in den Markt, die Umsätze vervielfachten sich, die Gebühren sanken, und nach und nach kamen Computer auf. Heute wird ein Großteil der Order von Rechnern plaziert, die im Millisekunden-Takt miteinander handeln und die Limits, die ihnen einprogrammiert sind, nie überschreiten. Anders als ich sind sie damit nicht so anfällig für Katastrophentage, aber ich bin kein Freund von Computern als Händlern, ich habe mich auch nie bemüht, selbst Programme zu schreiben, wie das einige meiner Kollegen machen.
Ich kenne mich mit Computern nicht aus. Wenn bei mir zu Hause das Internet langsamer wird, bekomme ich eine Warnung. Dann muss ich einen Techniker holen und gehe bis dahin aus dem Markt. Es ist inzwischen alles so miteinander vernetzt, dass sich die Maschinen verselbständigen können und sich gegenseitig runterkaufen wie vor gut einem Jahr, als der Dow Jones plötzlich fast tausend Punkte verlor, ohne dass es einen Grund dafür zu geben schien, bis herauskam, dass es ein Computerfehler war.
Ich kann auch nicht sagen, ob all das - die Computer, das Geld, die Geschwindigkeit - die Bewegungen im Markt beruhigt haben, aber solche Ausschläge wie im Moment hatten wir in den letzten Jahren nur bei wirklichen Einschnitten, beispielsweise als Lehman Brothers pleiteging. Das war eine wichtige Bank, das hatte konkrete Auswirkungen auf die Leute. Die Panik, die jetzt im Markt ist, scheint mit keiner bestimmten Nachricht zusammenzuhängen. Man spürt nur, dass alle ihr Geld zurückziehen, sobald die Kurse fallen.
Freitag, 12.8.2011
Nachdem es in den letzten Tagen Gerüchte um die Kreditwürdigkeit Frankreichs gegeben hatte und eine französische Bank bereits unter Druck geriet, haben gestern Abend vier europäische Länder Leerverkäufe für Bankaktien verboten. Bei einem Leerverkauf setzt der Händler auf fallende Kurse, und die Hoffnung ist, dass der Kurs stabil bleibt, wenn man ihm den Leerverkauf verbietet. Im Moment scheint das aufgegangen zu sein. Die Kurse haben sich konsolidiert, aber ich weiß nicht, ob das lange anhält. Jetzt warten alle darauf, dass die Börse in Amerika öffnet, damit man sieht, wie sich die Spieler positionieren, bevor es über das Wochenende keine Möglichkeit mehr gibt, auf Nachrichten zu reagieren.
Am Ende dieser Woche kann ich sagen, dass sie mir sicher in Erinnerung bleiben wird. Den Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, ging es genauso. Einige haben in den letzten Tagen viel Geld verloren, einige viel gewonnen, aber unruhig geschlafen haben sie alle. Ich bin mit meiner Strategie, ohne eigene Meinung richtungslos im Markt zu treiben, um dann immer nur kurzfristig zu reagieren, ab Dienstag ganz gut durchgekommen, ich denke auch, dass das funktionieren wird, bis sich die Kurse wieder beruhigt haben. Dass die Entwicklung aber so wenig mit der realen Nachrichtenlage zusammenhängt, hat es so bisher nicht gegeben. Man kann sich eigentlich auf keinen Indikator mehr verlassen.
Kann sein, dass sich für jemanden, der sich nicht an der Börse bewegt, das Virtuelle an meinem Job, wenn nicht das Sinnentleerte, nur noch verstärkt, während der Bürger mit seinem Steuergeld für die Rettung der Banken einstehen muss, aber so sehe ich das nicht. Ich habe viele Leute gekannt, die bei Lehman Brothers gearbeitet haben und denen nun, wie all den anderen Investmentbankern, Gier unterstellt wird. Aber das waren clevere Burschen, die wollten nichts Böses, die haben nur Instrumente angewendet, die ihnen erlaubt waren, und erlaubt hatte sie ihnen die Regierung. Dieselbe Regierung, die später entschied, dass einige Banken zu groß sind, um sie sterben zu lassen, dabei hatten sie Fehler gemacht wie alle anderen. Wenn ich einen Fehler mache, stand früher im Handelshaus mein Chef hinter mir, ich habe auf die Finger bekommen und daraus gelernt. Die Banken dagegen sind heute mit größerem Risiko im Markt als jemals zuvor.
Meine Eltern sind beide Ärzte. Ich weiß natürlich, dass auch mein Beruf eine ethische Komponente hat. Dazu muss ich mir gar nicht anschauen, wie Termingeschäfte über die Nahrungsmittelpreise in der Dritten Welt bestimmen können. Ich habe solche Geschäfte bislang nicht gemacht, sie sind nicht mein Bereich, aber sie sind erlaubt, und ich bin mit mir übereingekommen, dass ich alles mache, was erlaubt ist. Ich habe Freude an meiner Arbeit.
Donnerstag, 4. August 2011
Deutschland: Eine ernste Kultur
Alle folgenden Zitate sind entnommen dem Buch: GERMAN DREAM, Wolgang Blau, Alysa Selene - dtv
"...Eine ernste Kultur, eine extrem fordernde Kultur, Tiefgang, Themen wie Schicksal, Glaube, Tod...Was entdeckst du, wenn du etwas bis in seine Tiefen erforschst?..desto mehr Angst und Beklemmung wirst du erzeugen...Ihr werdet auf diese Weise niemals Frieden finden...Das ist der Preis, den ihr dafür bezahlt, tiefe Denker und diese tiefe Suche nach Bedeutung hervorzubringen... Eure Tiefe ist eure Kraft...In Deutschland können wir einen Ausdruck für die wirkliche Zukunft finden."
Clotaire Rapaille, Frankreich
"...Die Eltern in Kontinentaleuropa vermitteln ihren Kindern, dass Freiheit untrennbar davon abhängt, wie sehr eine Person in soziale Beziehungen eingebettet ist, welche Lebensqualität und welchen Zugang sie zu ihrer Gemeinschaft hat... es wird oft gesagt, dass Deutschland der wirtschaftliche Motor Europas sei....(es) war seit Ende des 2. Weltkrieges auch der moralische Motor Europas.... Da entwickelt sich gerade eine deutsche Seele, ein seelenvolles Deutschland. Viele meiner deutschen Freunde neigen zu extremem Pessimismus... Niedergeschlagenheit, Zynismus, Verzweiflung..."
Jeremy Rifkin, USA
Bescheidenheit, Effektivität, Ordnung, Kompetenz, Zuverlässigkeit, Struktur, Ordnung, Behörden.... Deutschland könnte das Gewissen der Welt sein: Hilfe für arme Länder, Friedenssicherung, Umwelttechnologie, freiheitliche Politik, Toleranz ...
Simon Aholt, GB
Aber als der Irakkrieg beginnen sollte,... da haben die Deutschen sich stur dagegen gestellt....Deutschland war beispielgebend für ganz Europa. Deutschland war erstmals eine Macht des Friedens...
Galsan Tschinag, Mongolei
...Es sollte dezentralisiert bleiben. abgesehen von der Zeit des Dritten Reiches hat Deutschland im 20. Jahrhundert den Vorteil gehabt, dass es dezentralisiert war. Im 18. Jahrhundert war es ein Vorteil für Frankreich oder England, zentralisiert zu sein. In modernen Zeiten ist es umgekehrt...
Avi Primor, Israel
...Es ist gut, wenn ein Land wie Deutschland an vorderster Front mit dabei ist, der sich entwickelnden Welt zu helfen... Deutschland hat in der Vergangenheit Großes geleistet. Es hat auch Fehler gemacht, aber jeder macht Fehler. Deutschland hat...heute allen Grund sehr, sehr stolz zu sein. Deutschland kann viele andere Länder inspirieren,,,
Wangari Maathai, Kenia
"...Eine ernste Kultur, eine extrem fordernde Kultur, Tiefgang, Themen wie Schicksal, Glaube, Tod...Was entdeckst du, wenn du etwas bis in seine Tiefen erforschst?..desto mehr Angst und Beklemmung wirst du erzeugen...Ihr werdet auf diese Weise niemals Frieden finden...Das ist der Preis, den ihr dafür bezahlt, tiefe Denker und diese tiefe Suche nach Bedeutung hervorzubringen... Eure Tiefe ist eure Kraft...In Deutschland können wir einen Ausdruck für die wirkliche Zukunft finden."
Clotaire Rapaille, Frankreich
"...Die Eltern in Kontinentaleuropa vermitteln ihren Kindern, dass Freiheit untrennbar davon abhängt, wie sehr eine Person in soziale Beziehungen eingebettet ist, welche Lebensqualität und welchen Zugang sie zu ihrer Gemeinschaft hat... es wird oft gesagt, dass Deutschland der wirtschaftliche Motor Europas sei....(es) war seit Ende des 2. Weltkrieges auch der moralische Motor Europas.... Da entwickelt sich gerade eine deutsche Seele, ein seelenvolles Deutschland. Viele meiner deutschen Freunde neigen zu extremem Pessimismus... Niedergeschlagenheit, Zynismus, Verzweiflung..."
Jeremy Rifkin, USA
Bescheidenheit, Effektivität, Ordnung, Kompetenz, Zuverlässigkeit, Struktur, Ordnung, Behörden.... Deutschland könnte das Gewissen der Welt sein: Hilfe für arme Länder, Friedenssicherung, Umwelttechnologie, freiheitliche Politik, Toleranz ...
Simon Aholt, GB
Aber als der Irakkrieg beginnen sollte,... da haben die Deutschen sich stur dagegen gestellt....Deutschland war beispielgebend für ganz Europa. Deutschland war erstmals eine Macht des Friedens...
Galsan Tschinag, Mongolei
...Es sollte dezentralisiert bleiben. abgesehen von der Zeit des Dritten Reiches hat Deutschland im 20. Jahrhundert den Vorteil gehabt, dass es dezentralisiert war. Im 18. Jahrhundert war es ein Vorteil für Frankreich oder England, zentralisiert zu sein. In modernen Zeiten ist es umgekehrt...
Avi Primor, Israel
...Es ist gut, wenn ein Land wie Deutschland an vorderster Front mit dabei ist, der sich entwickelnden Welt zu helfen... Deutschland hat in der Vergangenheit Großes geleistet. Es hat auch Fehler gemacht, aber jeder macht Fehler. Deutschland hat...heute allen Grund sehr, sehr stolz zu sein. Deutschland kann viele andere Länder inspirieren,,,
Wangari Maathai, Kenia
Mittwoch, 3. August 2011
Die Bildung brüderlicher Gemeinschaften
Es ist für mich eine der größten Lebenssorgen, dass es mit dem, was in der Überschrift angesprochen wird, in unserem Zeitalter kaum Fortschritte gegeben hat.
In den über hundert Jahren geisteswissenschaftlicher, theosophischer und anthroposophischer Arbeit ist Gewaltiges geleistet worden. Auf den praktischen Lebensgebieten von Pädagogik, Landwirtschaft oder Medizin wurden unzählige Einrichtungen begründet. Allerorten arbeiten Menschen in Gruppen zusammen und bemühen sich um ihren geistigen Fortschritt. Das veröffentlichte Schriftgut ist so umfangreich, dass es kaum ein einzelnes Bewusstsein mehr umschließen kann.
Immer wieder wurden und werden auch Versuche unternommen, dass in Gruppen und Gemeinschaften das Prinzip der Brüderlichkeit praktisch zum Tragen kommt. Oft scheitern diese Bestrebungen. Wir erleben nach wie vor eine gewisse Dominanz des Individualistischen gegenüber dem Prinzip des Gemeinschaftlichen. Oft täuscht auch das scheinbare Funktionieren einer Gemeinschaft darüber hinweg, dass es doch immer wieder einzelne, führende Menschen sind, die einer Gemeinschaft das Gepräge geben und sie als Form bewahren.
Im Grunde ist noch immer die Dimension der Brüderlichkeit als Teil der geistigen Arbeit nicht so ausreichend erfüllt, dass sie auf breiter Ebene zur Bildung stabiler brüderlicher Gemeinschaften führt. Man hat den Eindruck, dass die Kräfte, die aus der Welt heranbranden, den Individualitäten das selbstlose Aufgehen im Gemeinschaftlichen schwer macht. Denn ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit ist eine Grundbedingung für das Gelingen einer Gemeinschaft. Außerdem leben hartnäckig viele Urteile, was z.B. den Wert der eigenen Meinung, die Bedeutung von Kritik oder den Umgang mit dem Gegner angeht, auch in den Seelen vieler geistig strebender Menschen. Auch das erschwert eine wahre Gemeinschaftsbildung.
Im Jahre 1905 hält Rudolf Steiner einen Vortrag über die Brüderlichkeit und das Bilden von Bruderschaften (GA 54, alle folgenden Zitate stammen aus dem Vortrag VIII. Bruderschaft und Daseinskampf, Berlin, 23. November 1905 ab Seite 179).
„Der geisteswissenschaftlich Strebende ist überzeugt, und nicht nur überzeugt, sondern sich ganz klar darüber, dass die tiefe Erkenntnis, die Erkenntnis der geistigen Welt, wenn sie wahrhaft und wirklich den Menschen ergreift, zur Bruderschaft führen muss, dass die edelste Frucht tiefer, innerster Erkenntnis eben diese Bruderschaft ist.“
Rudolf Steiner stellt in diesem Vortrag das Prinzip der Brüderlichkeit dem darwinistischen Dogma vom „Kampf ums Dasein“ und dem Prinzip der Konkurrenz gegnüber.
„Es wird gerade in gewissen Kreisen immer wieder und wieder auf die fortschrittlich wirkende Kraft des Kampfes hingewiesen, und wie oft können wir es heute noch hören, dass des Menschen Kräfte wachsen am Widerstand, dass der Mensch stark wird an Willen und intellektueller Initiative dadurch, dass er seine Kräfte an dem Gegner messen muss.“
Rudolf Steiner weist dann darauf hin, wie es in unserer mitteleuropäischen Geschichte immer wieder brüderliche Organisationsformen waren, die den eigentlichen Kulturfortschritt bewirkt haben:
2.Man macht sich zum Diener der Mitglieder der Gemeinschaft
„Derjenige wirkt am besten, der nicht seine Meinung durchsetzen will, sondern das, was er seinen Mitbrüdern an den Augen ansieht; der in den Gedanken und Gefühlen der Mitmenschen forscht und sich zu deren Diener macht. Der wirkt am besten innerhalb dieses Kreises,..der die eigene Meinung (zurückzustellen kann).... Wenn wir in dieser Weise zu verstehen suchen, dass unsere besten Kräfte aus der Vereinigung entspringen und dass die Vereinigung nicht bloß als abstrakter Grundsatz festzuhalten, sondern vor allen Dingen in theosophischer Weise bei jedem Handgriffe, in jedem Augenblicke des Lebens zu betätigen ist, dann werden wir vorwärtskommen. Wir dürfen nur keine Ungeduld haben in diesem Vorwärtskommen.“
In den über hundert Jahren geisteswissenschaftlicher, theosophischer und anthroposophischer Arbeit ist Gewaltiges geleistet worden. Auf den praktischen Lebensgebieten von Pädagogik, Landwirtschaft oder Medizin wurden unzählige Einrichtungen begründet. Allerorten arbeiten Menschen in Gruppen zusammen und bemühen sich um ihren geistigen Fortschritt. Das veröffentlichte Schriftgut ist so umfangreich, dass es kaum ein einzelnes Bewusstsein mehr umschließen kann.
Immer wieder wurden und werden auch Versuche unternommen, dass in Gruppen und Gemeinschaften das Prinzip der Brüderlichkeit praktisch zum Tragen kommt. Oft scheitern diese Bestrebungen. Wir erleben nach wie vor eine gewisse Dominanz des Individualistischen gegenüber dem Prinzip des Gemeinschaftlichen. Oft täuscht auch das scheinbare Funktionieren einer Gemeinschaft darüber hinweg, dass es doch immer wieder einzelne, führende Menschen sind, die einer Gemeinschaft das Gepräge geben und sie als Form bewahren.
Im Grunde ist noch immer die Dimension der Brüderlichkeit als Teil der geistigen Arbeit nicht so ausreichend erfüllt, dass sie auf breiter Ebene zur Bildung stabiler brüderlicher Gemeinschaften führt. Man hat den Eindruck, dass die Kräfte, die aus der Welt heranbranden, den Individualitäten das selbstlose Aufgehen im Gemeinschaftlichen schwer macht. Denn ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit ist eine Grundbedingung für das Gelingen einer Gemeinschaft. Außerdem leben hartnäckig viele Urteile, was z.B. den Wert der eigenen Meinung, die Bedeutung von Kritik oder den Umgang mit dem Gegner angeht, auch in den Seelen vieler geistig strebender Menschen. Auch das erschwert eine wahre Gemeinschaftsbildung.
Im Jahre 1905 hält Rudolf Steiner einen Vortrag über die Brüderlichkeit und das Bilden von Bruderschaften (GA 54, alle folgenden Zitate stammen aus dem Vortrag VIII. Bruderschaft und Daseinskampf, Berlin, 23. November 1905 ab Seite 179).
„Der geisteswissenschaftlich Strebende ist überzeugt, und nicht nur überzeugt, sondern sich ganz klar darüber, dass die tiefe Erkenntnis, die Erkenntnis der geistigen Welt, wenn sie wahrhaft und wirklich den Menschen ergreift, zur Bruderschaft führen muss, dass die edelste Frucht tiefer, innerster Erkenntnis eben diese Bruderschaft ist.“
Rudolf Steiner stellt in diesem Vortrag das Prinzip der Brüderlichkeit dem darwinistischen Dogma vom „Kampf ums Dasein“ und dem Prinzip der Konkurrenz gegnüber.
„Es wird gerade in gewissen Kreisen immer wieder und wieder auf die fortschrittlich wirkende Kraft des Kampfes hingewiesen, und wie oft können wir es heute noch hören, dass des Menschen Kräfte wachsen am Widerstand, dass der Mensch stark wird an Willen und intellektueller Initiative dadurch, dass er seine Kräfte an dem Gegner messen muss.“
Rudolf Steiner weist dann darauf hin, wie es in unserer mitteleuropäischen Geschichte immer wieder brüderliche Organisationsformen waren, die den eigentlichen Kulturfortschritt bewirkt haben:
„Wir finden dieses Prinzip der Bruderschaft vor allen Dingen in der Art und Weise ausgebildet, wie in den Zeiten vor und nach der Völkerwanderung der Besitz geregelt war. In ausgedehntestem Maße gab es da einen Gemeinbesitz an Grund und Boden. Die Dorfmark,in welcher die Menschen beisammen wohnten, hatte einen gemeinsamen Grundbesitz, und mit Ausnahme des wenigen, was unmittelbar zum Hausgebrauch gehört, mit Ausnahme der Werkzeuge, vielleicht auch eines Gartens, war alles, was Besitz war, gemeinschaftlich. Von Zeit zu Zeit wurde der Grund und Boden von neuem wieder unter den Menschen aufgeteilt, und es zeigte sich, dass diese Stämme dadurch stark geworden waren, dass sie die Bruderschaft in Bezug auf materielle Güter bis zu einer außerordentlichen Höhe getrieben hatten.“
Dann etwas später:
„Wenn wir einige Jahrhunderte weitergehen, finden wir, dass dieses Prinzip uns in außerordentlich fruchtbringender Weise entgegentritt. Das Prinzip der Bruderschaft, wie es ausgeprägt ist in der alten Dorfmark, in den alten Zuständen, wo die Menschen ihre Freiheit im brüderlichen Zusammenleben fanden, drückte sich besonders charakteristisch darin aus, dass man so weit ging, das, was der einzelne besaß, bei seinem Tode auf seinem Grunde zu verbrennen, weil man nichts, was einem einzelnen als Einzelbesitz gehörte, nach dem Tode desselben besitzen wollte. Als mit diesem Prinzip gebrochen worden war infolge verschiedener Verhältnisse, namentlich weil einzelne sich Großgrundbesitz angeeignet hatten und die Menschen in der umliegenden Gegend dadurch zur Leibeigenschaft und zu Frondiensten gezwungen waren, da machte sich das Prinzip der Bruderschaft in einer andern, leuchtenden Weise geltend.“
Es folgte historisch die Bildung von Handwerker-Gilden:
„Diejenigen, welche gemeinschaftliche, gleichartige Beschäftigungen hatten, schlossen sich zu Vereinigungen zusammen, die man Schwurbruderschaften nannte und die später zu den Gilden auswuchsen. Diese Schwurbruderschaften waren weit mehr als bloße Vereinigungen der gewerblichen oder handeltreibenden Menschen. Sie entwickelten sich aus dem praktischen Leben heraus zu einer moralischen Höhe. Das gegenseitige Sich-Beistehen, die gegenseitige Hilfeleistung war in hohem Maße bei diesen Bruderschaften ausgebildet, und viele Dinge, um die sich heute fast niemand mehr kümmert, waren Gegenstand solchen Beistandes. So leisteten sich zum Beispiel die Angehörigen einer solchen Bruderschaft in der Weise Hilfe, dass sie sich in Krankheitsfällen unterstützten. Es wurden von Tag zu Tag zwei Brüder bestimmt, die am Bette eines kranken Bruders Wache halten mussten. Es wurden die Kranken mit Nahrungsmitteln unterstützt, ja es wurde selbst über den Tod hinaus brüderlich gedacht, indem es als ganz besonders ehrenvoll galt, den zur Bruderschaft Gehörigen in entsprechender Weise zu begraben. Endlich gehörte es auch zur Ehre der Schwurbruderschaft, die Witwen und Waisen zu versorgen. Daraus sehen Sie, wie ein Verständnis für die Moral im Gemeinschaftsleben erwuchs, wie sich diese Moral auf dem Grunde eines Bewußtseins bildete, von dem sich der heutige Mensch schwer eine Vorstellung machen kann. Glauben Sie nicht, dass hier in irgendeiner Weise die gegenwärtigen Verhältnisse getadelt werden sollen. Sie sind notwendig geworden, so wie es auch nötig gewesen ist, dass die mittelalterlichen Verhältnisse in ihrer Art zum Ausdrucke gekommen sind. Verstehen müssen wir nur, dass es auch andere Phasen der Entwickelung gab als die heutige.“
Er schildert dann den menschlichen Organismus, wo die Abermillionen Zellen alle in sinnvoller Weise zusammen arbeiten. Das höhere Wesen der menschlichen Seele findet in diesem Zusammenwirken seinen Ausdruck. Wenn nun einige Menschen zusammenkommen, so können sie auch eine Gemeinschaft bilden, in der ein Höheres seinen Ausdruck finden kann:
„Aber niemals könnte die menschliche Seele hier auf Erden wirken, wenn nicht diese Millionen kleiner Wesen ihre Selbstheit aufgeben und sich in den Dienst des großen, gemeinsamen Wesens stellen würden, das wir als die Seele bezeichnen.“
„Fünf Menschen, die zusammen sind, harmonisch miteinander denken und fühlen, sind mehr als 1 + 1 + 1 + 1 + 1 sie sind nicht bloß die Summe aus den fünf, ebensowenig wie unser Körper die Summe aus den fünf Sinnen ist, sondern das Zusammenleben, das Ineinanderleben der Menschen bedeutet etwas ganz Ähnliches, wie das Ineinanderleben der Zellen des menschlichen Körpers. Eine neue, höhere Wesenheit ist mitten unter den fünfen, ja schon unter zweien oder dreien. «Wo zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind, da bin ich mitten unter ihnen.» Es ist nicht der eine und der andere und der dritte, sondern etwas ganz Neues, was durch die Vereinigung` entsteht. Aber es entsteht nur, wenn der einzelne in dem andern lebt, wenn der einzelne seine Kraft nicht bloß aus sich selbst, sondern auch aus den andern schöpft. Das kann aber nur geschehen, wenn er selbstlos in dem andern lebt.“
Damit sich eine solche brüderliche Gemeinschaft bilden kann sind verschiedene Voraussetzungen nötig:
1. Der Gegner wird nicht mehr bekämpft, man tritt nur positiv für das eigene Ideal ein.
Dann etwas später:
„Wenn wir einige Jahrhunderte weitergehen, finden wir, dass dieses Prinzip uns in außerordentlich fruchtbringender Weise entgegentritt. Das Prinzip der Bruderschaft, wie es ausgeprägt ist in der alten Dorfmark, in den alten Zuständen, wo die Menschen ihre Freiheit im brüderlichen Zusammenleben fanden, drückte sich besonders charakteristisch darin aus, dass man so weit ging, das, was der einzelne besaß, bei seinem Tode auf seinem Grunde zu verbrennen, weil man nichts, was einem einzelnen als Einzelbesitz gehörte, nach dem Tode desselben besitzen wollte. Als mit diesem Prinzip gebrochen worden war infolge verschiedener Verhältnisse, namentlich weil einzelne sich Großgrundbesitz angeeignet hatten und die Menschen in der umliegenden Gegend dadurch zur Leibeigenschaft und zu Frondiensten gezwungen waren, da machte sich das Prinzip der Bruderschaft in einer andern, leuchtenden Weise geltend.“
Es folgte historisch die Bildung von Handwerker-Gilden:
„Diejenigen, welche gemeinschaftliche, gleichartige Beschäftigungen hatten, schlossen sich zu Vereinigungen zusammen, die man Schwurbruderschaften nannte und die später zu den Gilden auswuchsen. Diese Schwurbruderschaften waren weit mehr als bloße Vereinigungen der gewerblichen oder handeltreibenden Menschen. Sie entwickelten sich aus dem praktischen Leben heraus zu einer moralischen Höhe. Das gegenseitige Sich-Beistehen, die gegenseitige Hilfeleistung war in hohem Maße bei diesen Bruderschaften ausgebildet, und viele Dinge, um die sich heute fast niemand mehr kümmert, waren Gegenstand solchen Beistandes. So leisteten sich zum Beispiel die Angehörigen einer solchen Bruderschaft in der Weise Hilfe, dass sie sich in Krankheitsfällen unterstützten. Es wurden von Tag zu Tag zwei Brüder bestimmt, die am Bette eines kranken Bruders Wache halten mussten. Es wurden die Kranken mit Nahrungsmitteln unterstützt, ja es wurde selbst über den Tod hinaus brüderlich gedacht, indem es als ganz besonders ehrenvoll galt, den zur Bruderschaft Gehörigen in entsprechender Weise zu begraben. Endlich gehörte es auch zur Ehre der Schwurbruderschaft, die Witwen und Waisen zu versorgen. Daraus sehen Sie, wie ein Verständnis für die Moral im Gemeinschaftsleben erwuchs, wie sich diese Moral auf dem Grunde eines Bewußtseins bildete, von dem sich der heutige Mensch schwer eine Vorstellung machen kann. Glauben Sie nicht, dass hier in irgendeiner Weise die gegenwärtigen Verhältnisse getadelt werden sollen. Sie sind notwendig geworden, so wie es auch nötig gewesen ist, dass die mittelalterlichen Verhältnisse in ihrer Art zum Ausdrucke gekommen sind. Verstehen müssen wir nur, dass es auch andere Phasen der Entwickelung gab als die heutige.“
Er schildert dann den menschlichen Organismus, wo die Abermillionen Zellen alle in sinnvoller Weise zusammen arbeiten. Das höhere Wesen der menschlichen Seele findet in diesem Zusammenwirken seinen Ausdruck. Wenn nun einige Menschen zusammenkommen, so können sie auch eine Gemeinschaft bilden, in der ein Höheres seinen Ausdruck finden kann:
„Aber niemals könnte die menschliche Seele hier auf Erden wirken, wenn nicht diese Millionen kleiner Wesen ihre Selbstheit aufgeben und sich in den Dienst des großen, gemeinsamen Wesens stellen würden, das wir als die Seele bezeichnen.“
„Fünf Menschen, die zusammen sind, harmonisch miteinander denken und fühlen, sind mehr als 1 + 1 + 1 + 1 + 1 sie sind nicht bloß die Summe aus den fünf, ebensowenig wie unser Körper die Summe aus den fünf Sinnen ist, sondern das Zusammenleben, das Ineinanderleben der Menschen bedeutet etwas ganz Ähnliches, wie das Ineinanderleben der Zellen des menschlichen Körpers. Eine neue, höhere Wesenheit ist mitten unter den fünfen, ja schon unter zweien oder dreien. «Wo zwei oder drei in meinem Namen vereinigt sind, da bin ich mitten unter ihnen.» Es ist nicht der eine und der andere und der dritte, sondern etwas ganz Neues, was durch die Vereinigung` entsteht. Aber es entsteht nur, wenn der einzelne in dem andern lebt, wenn der einzelne seine Kraft nicht bloß aus sich selbst, sondern auch aus den andern schöpft. Das kann aber nur geschehen, wenn er selbstlos in dem andern lebt.“
Damit sich eine solche brüderliche Gemeinschaft bilden kann sind verschiedene Voraussetzungen nötig:
1. Der Gegner wird nicht mehr bekämpft, man tritt nur positiv für das eigene Ideal ein.
„Es möchte wohl ein jeder gerne wissen, wie man Daseinskampf und Bruderliebe miteinander vereinigt. Das ist sehr einfach. Wir müssen lernen, den Kampf durch positive Arbeit zu ersetzen, den Kampf, den Krieg zu ersetzen durch das Ideal. Man versteht heute nur noch zu wenig, was das heißt. Man weiß nicht, von welchem Kampf man spricht, denn man spricht im Leben überhaupt nur noch von Kämpfen. Da haben wir den sozialen Kampf, den Kampf um den Frieden, den Kampf um die Emanzipation der Frau, den Kampf um Grund und Boden und so weiter, überall, wohin wir blicken, sehen wir Kampf.
Die geisteswissenschaftliche Weltanschauung strebt nun dahin, an die Stelle dieses Kampfes die positive Arbeit zu setzen. Derjenige, der sich eingelebt hatte in diese Weltanschauung, der weiß, dass das Kämpfen auf keinem Gebiete des Lebens zu einem wirklichen Resultate führt. Suchen Sie das, was sich in Ihrer Erfahrung und vor Ihrer Erkenntnis als das Richtige erweist, in das Leben einzuführen, es geltend zu machen, ohne den Gegner zu bekämpfen.“
Die geisteswissenschaftliche Weltanschauung strebt nun dahin, an die Stelle dieses Kampfes die positive Arbeit zu setzen. Derjenige, der sich eingelebt hatte in diese Weltanschauung, der weiß, dass das Kämpfen auf keinem Gebiete des Lebens zu einem wirklichen Resultate führt. Suchen Sie das, was sich in Ihrer Erfahrung und vor Ihrer Erkenntnis als das Richtige erweist, in das Leben einzuführen, es geltend zu machen, ohne den Gegner zu bekämpfen.“
2.Man macht sich zum Diener der Mitglieder der Gemeinschaft
„Derjenige wirkt am besten, der nicht seine Meinung durchsetzen will, sondern das, was er seinen Mitbrüdern an den Augen ansieht; der in den Gedanken und Gefühlen der Mitmenschen forscht und sich zu deren Diener macht. Der wirkt am besten innerhalb dieses Kreises,..der die eigene Meinung (zurückzustellen kann).... Wenn wir in dieser Weise zu verstehen suchen, dass unsere besten Kräfte aus der Vereinigung entspringen und dass die Vereinigung nicht bloß als abstrakter Grundsatz festzuhalten, sondern vor allen Dingen in theosophischer Weise bei jedem Handgriffe, in jedem Augenblicke des Lebens zu betätigen ist, dann werden wir vorwärtskommen. Wir dürfen nur keine Ungeduld haben in diesem Vorwärtskommen.“
3.Man hört einander zu
„Unterdrücken müssen wir also unsere Meinung, um den andern ganz zu hören, nicht bloß das Wort, sondern sogar das Gefühl, auch dann, wenn sich in uns das Gefühl regen sollte, dass es falsch ist, was der andere sagt. Es ist viel kraftvoller, zuhören zu können, solange der andere spricht, als ihm in die Rede zu fallen. Das gibt ein ganz anderes gegenseitiges Verständnis. Sie fühlen dann, wie wenn die Seele des andern Sie durchwärmte, durchleuchtete, wenn Sie ihr in dieser Weise mit absoluter Toleranz entgegentreten. Nicht bloß Freiheit der Person sollen wir gewähren, sondern völlige Freiheit, ja sogar die Freiheit der fremden Meinung sollen wir schätzen."
4.Wir üben, uns Gedanken der Freundschaft und Liebe zuzusenden:
„Jeder mag sich darin ausbilden, wenn er Zeit dazu findet, seinen Lieben Gedanken der Liebe und Freundschaft zuzusenden. Der Mensch hält das gewöhnlich für etwas Bedeutungsloses. Aber wenn Sie einmal dahin gelangen, einzusehen, dass der Gedanke ebenso gut eine Kraft ist wie die elektrische Welle, die von einem Apparat ausgeht und zum Empfangsapparat überströmt, dann werden Sie auch das Bruderschaftsprinzip besser verstehen, dann wird allmählich das gemeinschaftliche Bewusstsein deutlicher, dann wird es praktisch.“
„Von diesem Gesichtspunkt aus können wir uns klar darüber werden, wie die geisteswissenschaftliche Weltanschauung den Daseinskampf und das Bruderschaftsverhältnis auffasst. Wir wissen ganz genau, dass mancher, der an diesen oder jenen Platz im Leben gestellt ist, einfach unterginge, wenn er nicht mit den Wölfen heulen würde, wenn er diesen Daseinskampf nicht ebenso grausam führen würde wie viele andere. Für denjenigen, der materialistisch denkt, gibt es fast kein Entrinnen aus diesem Daseinskampf. Wir sollen zwar an dem Platze unsere Pflicht tun, an den uns das Karma hingestellt hat. Wir tun aber das Richtige, wenn wir uns klar sind, daß wir viel mehr leisten würden, wenn wir darauf verzichteten, in der unmittelbaren Gegenwart die Erfolge zu sehen, die wir erreichen wollen. Bringen Sie es übers Herz, wenn Sie vielleicht mit blutender Seele im Daseinskampfe stehen, demjenigen, dem Sie wehe getan haben im Daseinskampfe, in liebevoller Gesinnung von Seele zu Seele Ihre Gedanken zuströmen zu lassen, dann werden Sie als Materialist vielleicht denken, Sie haben nichts getan. Nach diesen Auseinandersetzungen aber werden Sie einsehen, dass dies später seine Wirkung haben muss, denn nichts, das wissen wir, ist verloren, was im Geistigen vorgeht.
So können wir manchmal mit zagender Seele, mit Wehmut im Herzen den Daseinskampf aufnehmen und durch unsere Mitarbeit denselben umwandeln. So in diesem Daseinskampfe arbeiten, heißt in praktischer Beziehung den Daseinskampf ändern. Nicht von heute auf morgen ist das möglich, aber daß wir es können, ist außer allem Zweifel. Wenn wir an der eigenen Seele im Sinne der Bruderliebe arbeiten, dann nützen wir dadurch, daß wir uns nützen, am meisten der Menschheit, denn wahr ist es, dass unsere Fähigkeiten entwurzelt sind wie eine aus dem Boden gerissene Pflanze, wenn wir im selbstischen Sondersein verharren. So wenig ein Auge noch ein Auge ist, wenn es aus dem Kopfe gerissen wird, so wenig ist eine menschliche Seele noch eine Menschenseele, wenn sie sich von der menschlichen Gemeinschaft trennt. Und Sie werden sehen, dass wir unsere Talente dann am besten ausbilden, wenn wir in brüderlicher Gemeinschaft leben, dass wir am intensivsten leben, wenn wir im Ganzen wurzeln. Freilich müssen wir abwarten, bis das, was Wurzel schlägt im Ganzen, durch stille Einkehr in sich selbst zur Frucht reift.“
„Geben wir uns in der Bruderschaft auf, so ist dieses Aufgeben, dieses Aufgehen in der Gesamtheit eine Stählung, eine Kräftigung unserer Organe. Wenn wir dann als Mitglied einer solchen Gemeinschaft handeln oder reden, so handelt oder redet in uns nicht die einzelne Seele, sondern der Geist der Gemeinschaft. Das ist das Geheimnis des Fortschritts der zukünftigen Menschheit, aus Gemeinschaften heraus zu wirken.“
Beginnen wir solche Brüderlichkeit zu üben und neue Gemeinschaften mit einem Menschen, mit zweien, mit dreien oder mit mehreren Menschen zu bilden!
„Unterdrücken müssen wir also unsere Meinung, um den andern ganz zu hören, nicht bloß das Wort, sondern sogar das Gefühl, auch dann, wenn sich in uns das Gefühl regen sollte, dass es falsch ist, was der andere sagt. Es ist viel kraftvoller, zuhören zu können, solange der andere spricht, als ihm in die Rede zu fallen. Das gibt ein ganz anderes gegenseitiges Verständnis. Sie fühlen dann, wie wenn die Seele des andern Sie durchwärmte, durchleuchtete, wenn Sie ihr in dieser Weise mit absoluter Toleranz entgegentreten. Nicht bloß Freiheit der Person sollen wir gewähren, sondern völlige Freiheit, ja sogar die Freiheit der fremden Meinung sollen wir schätzen."
4.Wir üben, uns Gedanken der Freundschaft und Liebe zuzusenden:
„Jeder mag sich darin ausbilden, wenn er Zeit dazu findet, seinen Lieben Gedanken der Liebe und Freundschaft zuzusenden. Der Mensch hält das gewöhnlich für etwas Bedeutungsloses. Aber wenn Sie einmal dahin gelangen, einzusehen, dass der Gedanke ebenso gut eine Kraft ist wie die elektrische Welle, die von einem Apparat ausgeht und zum Empfangsapparat überströmt, dann werden Sie auch das Bruderschaftsprinzip besser verstehen, dann wird allmählich das gemeinschaftliche Bewusstsein deutlicher, dann wird es praktisch.“
„Von diesem Gesichtspunkt aus können wir uns klar darüber werden, wie die geisteswissenschaftliche Weltanschauung den Daseinskampf und das Bruderschaftsverhältnis auffasst. Wir wissen ganz genau, dass mancher, der an diesen oder jenen Platz im Leben gestellt ist, einfach unterginge, wenn er nicht mit den Wölfen heulen würde, wenn er diesen Daseinskampf nicht ebenso grausam führen würde wie viele andere. Für denjenigen, der materialistisch denkt, gibt es fast kein Entrinnen aus diesem Daseinskampf. Wir sollen zwar an dem Platze unsere Pflicht tun, an den uns das Karma hingestellt hat. Wir tun aber das Richtige, wenn wir uns klar sind, daß wir viel mehr leisten würden, wenn wir darauf verzichteten, in der unmittelbaren Gegenwart die Erfolge zu sehen, die wir erreichen wollen. Bringen Sie es übers Herz, wenn Sie vielleicht mit blutender Seele im Daseinskampfe stehen, demjenigen, dem Sie wehe getan haben im Daseinskampfe, in liebevoller Gesinnung von Seele zu Seele Ihre Gedanken zuströmen zu lassen, dann werden Sie als Materialist vielleicht denken, Sie haben nichts getan. Nach diesen Auseinandersetzungen aber werden Sie einsehen, dass dies später seine Wirkung haben muss, denn nichts, das wissen wir, ist verloren, was im Geistigen vorgeht.
So können wir manchmal mit zagender Seele, mit Wehmut im Herzen den Daseinskampf aufnehmen und durch unsere Mitarbeit denselben umwandeln. So in diesem Daseinskampfe arbeiten, heißt in praktischer Beziehung den Daseinskampf ändern. Nicht von heute auf morgen ist das möglich, aber daß wir es können, ist außer allem Zweifel. Wenn wir an der eigenen Seele im Sinne der Bruderliebe arbeiten, dann nützen wir dadurch, daß wir uns nützen, am meisten der Menschheit, denn wahr ist es, dass unsere Fähigkeiten entwurzelt sind wie eine aus dem Boden gerissene Pflanze, wenn wir im selbstischen Sondersein verharren. So wenig ein Auge noch ein Auge ist, wenn es aus dem Kopfe gerissen wird, so wenig ist eine menschliche Seele noch eine Menschenseele, wenn sie sich von der menschlichen Gemeinschaft trennt. Und Sie werden sehen, dass wir unsere Talente dann am besten ausbilden, wenn wir in brüderlicher Gemeinschaft leben, dass wir am intensivsten leben, wenn wir im Ganzen wurzeln. Freilich müssen wir abwarten, bis das, was Wurzel schlägt im Ganzen, durch stille Einkehr in sich selbst zur Frucht reift.“
„Geben wir uns in der Bruderschaft auf, so ist dieses Aufgeben, dieses Aufgehen in der Gesamtheit eine Stählung, eine Kräftigung unserer Organe. Wenn wir dann als Mitglied einer solchen Gemeinschaft handeln oder reden, so handelt oder redet in uns nicht die einzelne Seele, sondern der Geist der Gemeinschaft. Das ist das Geheimnis des Fortschritts der zukünftigen Menschheit, aus Gemeinschaften heraus zu wirken.“
Beginnen wir solche Brüderlichkeit zu üben und neue Gemeinschaften mit einem Menschen, mit zweien, mit dreien oder mit mehreren Menschen zu bilden!
Dienstag, 2. August 2011
Bayern: Der 1. deutsche Kornkreis in 2011
Es handelte sich nicht um die erste Kornkreismeldung in diesem Jahr aus Deutschland, aber es sind die ersten uns bekannten Luftaufnahmen. Viele deutsche Kornkreisfreunde haben sehr lange ausharren müssen, aber es gibt sie noch: “die deutschen Kornkreise”.
31.7.2010 - Oberschleißheim, Landkreis München, Bayern
Am 31. Juli 2011 entdeckte J. Weber bei einem Überflug mit einer Sportmaschine eine Kornkreisformation in einem Gerstenfeld im oberbayerischen Oberschleißheim, nahe der Olympia-Regattastrecke, nur 3 km nördlich vom Münchener Stadtrand entfernt.
Am 31. Juli 2011 entdeckte J. Weber bei einem Überflug mit einer Sportmaschine eine Kornkreisformation in einem Gerstenfeld im oberbayerischen Oberschleißheim, nahe der Olympia-Regattastrecke, nur 3 km nördlich vom Münchener Stadtrand entfernt.
Kurioserweise wurde am 16. Juli 2010 ebenfalls eine Kornkreisformation im Nebenfeld entdeckt. Wir berichteten darüber ::mehr.
Quelle: http://www.fgk.org/?p=4424
Quelle: http://www.fgk.org/?p=4424
Montag, 1. August 2011
Krankheit
„Die Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner... hatte sie gelehrt, dass jede Krankheit als Ausgleich von Schicksalsgegebenheiten gesehen werden kann, die auf keinem anderen Wege Klärung erfahren können. ... Er nannte sie auch ..unbewusste - da am Leib sich vollziehende - Schwellen bzw. Initiationserfahrungen. Der Krankheitsbegriff wird dadurch aus der materialistischen Sinnlosigkeit eines Irrtums der Natur und der religiösen Sackgasse einer Strafe für moralische Verfehlungen erlöst und dem Kranken seine evolutive Würde auch im Zustand quälender Hilfsbedürftigkeit zurückgegeben. Kranksein wird, so verstanden, zur Seelen und Geist Erfahrung am eigenen Leib, im eigenen Schicksal...“
(Text von Michaela Glöckler über Ita Wegman; Quelle: http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=756)
(Text von Michaela Glöckler über Ita Wegman; Quelle: http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=756)